Westerwelle: Gegen den „linken Zeitgeist“

Augen zu und durch: FDP-Chef Guido Westerwelle profilierter sich immer drastischer – trotz wachsendem Gegenwind. Am Aschermittwoch kommt es zum großen Show-Spektakel.
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Guido Westerwelle: von der Kanzlerin abgewatscht
dpa Guido Westerwelle: von der Kanzlerin abgewatscht

BERLIN - Augen zu und durch: FDP-Chef Guido Westerwelle profilierter sich immer drastischer – trotz wachsendem Gegenwind. Am Aschermittwoch kommt es zum großen Show-Spektakel.

Er setzt alles auf eine Karte: FDP-Chef Guido Westerwelle ist wild entschlossen, sich weiter so radikal wie möglich zu profilieren – gegen den „linken Zeitgeist“, sogar gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Die Menschen wollen die Wahrheit hören.“ Fortsetzung am Aschermittwoch garantiert.

Westerwelle, der Dreigeteilte: Parteichef, Vizekanzler, Außenminister. In den ersten 100 Tagen dominierte letztere Rolle – mit Händeschütteln, Lächeln und Bemühen um Diplomatie. Seit dem Umfrage-Absturz auf acht Prozent kehrt er nun den Parteichef nach vorne. Und zwar so lautstark, dass die SPD sich schon um das Bild der seriösen deutschen Außenpolitik sorgt.

Kostproben von gestern: „Wenn jemand den Finger in die Wunden des linken Zeitgeistes legt, ist die Empörung immer groß“, so Westerwelle. „Das mag linken Kommentatoren nicht passen. Aber ich fühle mich der Wahrheit und Klarheit verpflichtet. Es kann nicht so weitergehen, dass 45 Prozent der Ausgaben des Bundes in den Sozialetat gehen.“ Die Menschen fänden es „unerträglich, dass jemand, der arbeitet, weniger hat, als wenn er nicht arbeiten würde“. Generalsekretär Christian Lindner: „Wir haben eine Debatte angestoßen, für die der Union seit Jahren der Mut fehlt.“

Zur Frage, ob es ihn stört, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel von seinem Tonfall distanziert hat, erklärte Westerwelle: „Jeder hat seinen eigenen Stil. Diejenigen, die mir vorwerfen, mich im Ton vergriffen zu haben, merken sehr genau, dass die Menschen eher meiner Meinung sind.“ Laut einer Emnid-Umfrage geben ihm 76 Prozent der Bürger recht, dass Arbeitnehmer mehr haben sollten als Arbeitslose. „Das Problem ist, dass er falsch kommuniziert“, so Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner. Westerwelle: „Millionen geben mir recht. Ich spreche nur aus, was alle wissen, sich aber nicht zu sagen trauen.“

Am schrillen Tonfall gab es auch in der Union weiter harsche Kritik. CDU-General Hermann Gröhe: „Fragwürdige Verallgemeinerungen erschweren die nötige Debatte nur. Das ist nicht die Tonlage einer Volkspartei.“ Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) attestierte Westerwelle „Hilfslosigkeit“. „Wer keine Ideen hat, macht eben Getöse.“

Dagegen forderte FDP-Fraktionschefin Birgit Homburger mehr Solidarität. „Diejenigen in der Union, die das genauso sehen wie wir, müssen sich Gehör verschaffen.“ Immerhin – Unions-Fraktionvize Michael Fuchs lobte: „Ich halte es für notwendig, dass wir das Ganze sauber und ordentlich im Parlament diskutieren. Es war richtig, dass Westerwelle dieses angeregt hat.“

Beim Aschermittwoch, wird der FDP-Chef sicher weitere Dinge „anregen“. Er tritt in Straubing auf – und wird dabei Horst Seehofer, der 80 Kilometer donauabwärts in Passau spricht, aller Voraussicht nach die Show stehlen. Der CSU-Chef hat zu den Auftritten seines Duzfreundes bisher geschwiegen. Das wird sich heute ändern: Bisher habe er das Pulver noch nicht verschießen wollen, heißt es in der CSU. bö, tan

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