Westerwelle besorgt über Islamisten-Terror in Nigeria

Erst Mali, dann Nigeria: Außenminister Guido Westerwelle macht auf seiner Westafrika-Reise Station in einem weiteren Land, das von Islamisten terrorisiert wird. Aber auch die Methoden der Sicherheitskräfte im Anti-Terror-Kampf sind umstritten.
von  dpa

Abuja - Westerwelle äußerte sich besorgt über den anhaltenden Terror der islamistischen Sekte Boko Haram in Nigeria. "Wir setzen darauf, dass Nigeria alles tut, die Sicherheit seiner Bürger vor terroristischer Gewalt zu schützen", sagte er am Freitag anlässlich seines zweitägigen Besuchs in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas.

Boko Haram kämpft für einen islamistischen Gottesstaat und ist für zahlreiche Terroranschläge vor allem auf Christen und Kirchen verantwortlich, bei denen seit 2009 etwa 1400 Menschen getötet wurden. Die Islamisten sind unter bestimmten Bedingungen zu Friedensverhandlungen bereit, wie Abu Mohammed Ibn Abdulasis, der zweithöchste Kommandant der Sekte, am Donnerstagabend in der nördlichen Stadt Maiduguri sagte. Als Gegenleistung müssten die Behörden alle inhaftierten Mitglieder der Gruppe freilassen.

Es gibt aber auch Kritik an den nigerianischen Sicherheitskräften. Amnesty International wirft ihnen in einem aktuellen Bericht brutales Vorgehen gegen den Terror bis hin zu Folter, Exekutionen und "Verschwindenlassen" von Menschen vor. Die Menschenrechtsorganisation warnt davor, dass dadurch noch mehr Menschen in die Arme von Extremisten getrieben werden könnten. Von den etwa 165 Einwohnern Nigerias sind jeweils 45 Prozent Muslime und Christen.

Auf dem Besuchsprogramm Westerwelles in der nigerianischen Hauptstadt Abuja stand neben Gesprächen mit dem Präsidenten Goodluck Ebele Jonathan und weiteren Regierungsvertretern ein Besuch bei der westafrikanischen Regionalorganisation Ecowas. Dabei sollte es vor allem um die Krise in Mali gehen, wo Islamisten zwei Drittel des Staatsgebiets unter ihre Kontrolle gebracht haben. Westerwelle hatte Mali am Donnerstag für wenige Stunden besucht und dem Land Hilfe bei der Bewältigung seiner Krise zugesichert. Die westafrikanischen Nachbarländer denken über eine militärische Intervention nach.

"Wir werden regionale und afrikanische Bemühungen nach Kräften unterstützen", sagte Westerwelle. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Hilfe bei der Suche nach einer politischen Lösung. Die EU würde aber wahrscheinlich auch eine mögliche Militärintervention afrikanischer Staaten mit Logistik und Ausbildern für die malischen Streitkräfte unterstützen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat schon die grundsätzliche Bereitschaft Deutschlands erklärt, sich an einer solchen Mission zu beteiligen.

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