Werden Flugpassagiere jetzt nach Herkunft kontrolliert?
Der neue Chef der deutschen Flughäfen will, dass Passagiere künftig unterschiedlich genau gecheckt werden. Politiker warnen vor Diskriminierung – doch verschiedene Standards gelten schon jetzt.
BERLIN Sollen deutsche Fluggäste künftig nach Alter, Geschlecht oder Herkunft unterschiedlich scharf kontrolliert werden? Mit diesem Vorschlag hat der Chef des Düsseldorfer Flughafens, Christoph Blume, gestern eine erregte Debatte losgetreten. Blume, der demnächst auch die Leitung des deutschen Flughafenverbands übernimmt, regt das sogenannte „Profiling“ von Passagieren an, wie es in Israel und demnächst auch in Großbritannien Praxis ist. Dabei werden die Fluggäste in verschiedene Gefährdungsstufen eingeteilt.
Blume ging dabei nicht ins Detail. Aber denkbar wäre, dass bei der Schärfe von Kontrollen künftig neben persönlichen Merkmalen auch Ticketklasse, Zahlungsweise oder Vielfliegerstatus eine Rolle spielen. Hat der Gast mit Kreditkarte schon wiederholt einen Business-Flug bezahlt, darf er dann womöglich beim Check die Schuhe anlassen – anders als der Student aus dem Irak, der Economy fliegt.
Blume knüpft an einen Vorschlag der internationalen Flugorganisation IATA an. Die hatte angeregt, Fluggäste künftig in drei Gefährderklassen zu unterteilen. Doch bei deutschen Politikern und bei der Polizeigewerkschaft kommen diese Ideen schlecht an: Sie bedeuteten mehr Diskriminierung, ohne dass ein Plus an Sicherheit wirklich gewährleistet sei, wurde in Berlin gewarnt. GdP-Chef Bernhard Witthaut: „Lieber eine halbe Stunde in der Warteschlange als ein Leben lang tot.“
Am Münchner Flughafen hält man sich mit einer Bewertung zurück. Airport-Sprecher Robert Wilhelm verweist aber darauf, dass bei bestimmten Flugzielen, etwa Israel oder USA, ohnehin stärker kontrolliert werde. Auch First-, Business- und Economy-Kunden laufen durch verschiedene schleusen – aber nur, um bei teuren Tickets besseren Service zu bieten. Kontrolliert werden alle gleich.
mue
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