Wer wird Super-Grüner?

Die Grünen bestimmen ihren Spitzenkandidaten per Urwahl. Auch ein Münchner ist dabei.
Vanessa Assmann |
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Der 75-jährige ehemalige Rechtspfleger Alfred Mayer aus Berg am Laim stellt sich auch zur Wahl.
Der 75-jährige ehemalige Rechtspfleger Alfred Mayer aus Berg am Laim stellt sich auch zur Wahl.

MÜNCHEN Los geht’s: Ab heute stellen sich die Bewerber für die Grünen-Spitzenkandidatur vor. Als erste Partei überhaupt lassen die Grünen ihr Spitzenpersonal in einer Urwahl bestimmen. In den nächsten zwei Wochen touren die Kandidaten durch Deutschland und präsentieren sich der Basis, auch in München (3.10., 19 Uhr, Freiheizhalle).


Am 8. Oktober werden dann die Wahlunterlagen verschickt, bis zum 30. Oktober können alle 60 000 Grünen-Mitglieder abstimmen. Einzige Bedingung: Mindestens eine Kandidatin muss eine Frau sein. Doch Frauen sind unter den 15 Kandidaten rar gesät: Nur drei haben sich beworben, und sie sind alle drei erfahrene Politikerinnen – Parteichefin Claudia Roth, Fraktionschefin Renate Künast und Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Außerdem bewirbt sich Fraktionschef Jürgen Trittin.


Die anderen elf Kandidaten sind weitgehend unbekannte Mitglieder der Basis. Auch Alfred Mayer aus München kandidiert. Die AZ hat ihn gefragt, warum.

AZ: Herr Mayer, warum stellen Sie sich zur Wahl?

 

ALFRED MAYER: Vorweg gesagt, ich bin ein Kandidat „unter ferner liefen“. Ich möchte den Mitgliedern die Möglichkeit geben, einen Kandidaten zu wählen, der für konsequente Umweltpolitik steht. Ich möchte zu so vielen Foren wie möglich fahren und den Fokus auf uns unbekannte Kandidaten lenken. Mir ist innerparteiliche Demokratie wichtig.

Haben die Unbekannten denn eine Chance?

Das ist schwer. Die Wahl ist angelegt auf die bekannten Kandidaten, weil keine absolute Mehrheit erforderlich ist und es keine Stichwahl gibt. Das kritisiere ich. Zwar ist die Urwahl der erste Schritt in Richtung Basisdemokratie, der wichtigste jedoch, die Stichwahl, fehlt.

Was haben Sie den etablierten Kandidaten voraus?

Ich habe ihnen nur voraus, dass ich ein Garant wäre dafür, dass keine Koalition mit faulen Kompromissen eingegangen wird. Es muss klar sein, dass die Bewahrung der Lebensgrundlagen über allem steht. Ansonsten lieber Opposition. Denn es muss jemanden geben, der den Finger in die Wunde legt.

In Ihrer Bewerbung steht, dass Sie auf die absolute Mehrheit im Bundestag abzielen. Glauben Sie, das lässt sich erreichen?

Wir könnten es schaffen, wenn wir klar und deutlich auftreten: Das machen wir. Dafür stehen wir. Leider klingen die Punkte im Programm oft verklausuliert. Dabei muss jeder Wähler wissen, was er erwarten darf. Wir dürfen keine Kompromisse eingehen, um die Welt und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten.

Im November ist klar, wer das Spitzenduo ist. Wenn’s klappt, wie gehen Sie Ihren neuen Posten an?

Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist. Ich rechne mir aber keine sehr großen Chancen aus.

Wer wäre Ihr liebster Partner?

Gut zusammen arbeiten könnte ich sicher mit Katrin Göring-Eckardt. Sie ist eine leistungsfähige Frau, die sich für Kirche und Partei einsetzt – ohne Rücksicht auf die eigene Person.

Und wenn’s ein anderes Duo wird?

Dann bin ich für Göring-Eckardt und einen der unbekannten Kandidaten. Mit deren Bewerbungen muss ich mich allerdings noch auseinander setzen.

Was denken Sie über die anderen Bekannten?

Frau Künast hat für mich ein schlechtes Bild als Verbraucherschutzministerin abgegeben. Ich hatte immer den Eindruck, sie überschätzt die Macht der Verbraucher, zugunsten der Industrie. Auch Herrn Trittin möchte ich nicht. Er ist für mich der Repräsentant des unsäglichen Dosenpfands, das leider viele Lücken hat. Mir wäre es einfach am liebsten, wenn ich neue Gesichter zu sehen bekomme. Wer lange im Politikgeschäft ist, weiß, was alles nicht geht und probiert es gar nicht mehr. Ich will Leute, die es probieren und für etwas kämpfen.

Welche Koalition können Sie sich vorstellen?

Die Grünen mit der Linken und die SPD als Juniorpartner. Die Linke hat ein sehr gutes Umweltprogramm. Eine Koalition mit den Unionsparteien geht nicht.

Gibt’s einen Kabinettsposten, den Sie gerne hätten?

Da würde ich ablehnen. Ich würde der Partei aber weiter als aktiver Kritiker zur Verfügung stehen.

Wie erklären Sie sich , dass von 15 Bewerbern zwölf männlich sind?

Ich denke, es liegt daran, dass Frauen vernünftiger und zielstrebiger sind. Aber von der Selbstüberschätzung des Mannes lebt die Welt.

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