Wer wird Chef? Die lange Suche nach dem Seehofer-Erben

Wer wird Horst Seehofer dereinst beerben? Da werde es "mehrere Personalprozesse" geben, sagt der Parteichef. Einen dieser Prozesse - die Kür seiner künftigen Vizes - hat er nun abgeschlossen.
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Wer wird nach Seehofer an der Spitze der CSU stehen? Ein heißer Kandidat ist Finanzmninister Markus Söder (r).
dpa Wer wird nach Seehofer an der Spitze der CSU stehen? Ein heißer Kandidat ist Finanzmninister Markus Söder (r).

Nürnberg – Bloß kein Wort zu viel. Bloß kein falsches Wort, keine falsche Geste. Aber erstmal: bloß nicht zu spät kommen. Horst Seehofer geht auf Nummer sicher, als er am Samstag zum CSU-Bezirksparteitag in Nürnberg anreist. Nicht dass da jemand auf die Idee kommen könnte, irgendetwas hineinzuinterpretieren, in sein Verhältnis zu Markus Söder, in die Dauer-Nachfolgedebatte. "Denn jede Verspätung oder gar ein Versäumnis dieses Parteitags hätte uns viel Aufräumarbeiten in der nächsten Woche beschert, um all die Interpretationen oder Behauptungen aus dem Weg zu räumen", sagt er.

Samstag ist Markus Söders großer Tag. Mit 98 Prozent wird er als Nürnberger CSU-Bezirkschef wiedergewählt. "Das ist Rückendeckung und Seelenbalsam", twittert der Finanzminister kurz danach hinaus in die Welt. Klar, dass Seehofer bei dem Bezirksparteitag nicht fehlen kann.

Es ist zwar noch lange hin bis zur nächsten Landtagswahl im Herbst 2018. In der Politik sind das fast Lichtjahre. Und dennoch sind Seehofer und die CSU schon seit langem dabei, sich für den Tag X zu sortieren - den Tag, an dem geklärt wird, wer Seehofer beerben darf.

Er setze auf einen "harmonischen Generationenwechsel", betont Seehofer in Nürnberg erneut - wissend, dass das auch und gerade die CSU in der Vergangenheit noch nie hinbekommen hat. Es werde keinen Hammerschlag geben, erklärt er, sondern "mehrere Personalprozesse".

Einen dieser Prozesse hat er in dieser Woche entschieden: Am Donnerstag hat Seehofer intern bekanntgegeben, wen er auf dem Parteitag im Herbst als seine Stellvertreter vorschlagen wird. Landtagspräsidentin Barbara Stamm soll/will noch einmal, ebenso Bundesagrarminister Christian Schmidt. Dritte im Bunde wird - das war ebenfalls bekannt - die Chefin der CSU-Europaabgeordneten, Angelika Niebler.

Die vierte Personalie aber war eine Überraschung: Manfred Weber, Chef der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, wurde von Seehofer überredet, anzutreten. Der muss dafür den Vorsitz der Niederbayern-CSU abgeben. Sicher keine leichte Entscheidung, wenn man weiß, welch gewichtigen Rang die CSU-Bezirksfürsten parteiintern haben.

Dass sich Seehofer für Weber entschieden hat, passt zu seiner alten Strategie, keinen seiner potenziellen Nachfolger zu mächtig werden zu lassen - vor allem Söder nicht. Und Weber ist, erst recht in seiner neuen Rolle, intern hoch angesehen. Auch wenn er keiner der großen Nachfolge-Favoriten ist: Ein Gegengewicht zu Söder ist Weber allemal.

Seehofer macht in diesen Tagen immer wieder deutlich: Das alte, auch von ihm selbst gern zitierte Bonmot "Die Hundehütte ist für den Hund, der Stellvertreter für die Katz" gelte nicht mehr. Der Parteichef will seine Stellvertreter-Riege aufwerten, wichtige Entscheidungen mehr als früher abstimmen und vorbereiten. Kein Wunder also, dass die Personalentscheidungen argwöhnisch beäugt werden - vor allem von den Kronprinzen und -prinzessinnen. Offensichtlich vor allem von Söder.

"Morgen Bezirksparteitag in Nürnberg. Kandidiere wieder", schrieb Söder am Freitagabend auf Twitter. Und fügte auffällig unauffällig noch hinzu: "Bin sehr gerne Bezirksvorsitzender in der Heimat." Dass Söder und Weber wohl keine Freunde mehr werden, zeigte die Antwort Webers, der den Söder-Tweet logischerweise sofort auf sich bezog: "Wünsch Dir für morgen alles Gute & wieder tolles Ergebnis. Nürnberg braucht starke CSU, um Sozis an Stadtspitze abzulösen", twitterte Weber - sicher wissend, dass Nürnberg seit vielen Jahren ebenso fest in SPD-Hand ist wie der Freistaat in CSU-Hand.

Doch an diesem Samstag ist Söder-Tag. Das weiß Seehofer, der sein fast regelmäßiges Kräftemessen mit seinem Minister nur leise andeutet. Der Ministerpräsident lobt Söders "vorzügliche Arbeit", der Nürnberger sei eine tragende Säule des Kabinetts. Aber dann: "Die Zusammenarbeit mit ihm ist manchmal anstrengend. Aber ich bin mir sicher, dass er das gleiche von mir sagen wird. Sehr sicher sogar."

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