Wer trägt die Schuld an dem teuren Landesbank-Deal?
Die Münchner Staatsanwaltschaft hat Ex-Vorstandschef Werner Schmidt im Visier. Er hätte der Bank Ausgaben über 1,7 Milliarden für die marode HGAA ersparen können, sagen sie
MÜNCHEN Die Münchner Staatsanwaltschaft erhebt offenbar weitere schwere Vorwürfe gegen den Ex-Vorstandschef der Bayerischen Landesbank, Werner Schmidt. Im Durchsuchungsbeschluss für die Razzia bei dem staatlichen Kreditinstitut in der vergangenen Woche werde Schmidt angelastet, dass er den für die österreichische Hypo Group Alpe Adria (HGAA) ausgehandelten Kaufpreis in Höhe von fast 1,7 Milliarden Euro nicht nachträglich gedrückt habe, berichtete die „SZ“. Dadurch habe er der Landesbank schwer geschadet.
Nachverhandeln ausgeschlossen? Laut „Spiegel“ sahen die Verträge die Möglichkeit des Nachverhandelns nicht vor. Wie die „SZ“ schreibt, hatte die BayernLB den Kaufpreis im Mai 2007 vereinbart, aber erst im Oktober 2007 bezahlt.
In dem Durchsuchungsbeschluss heiße es, damals sei in der Zwischenzeit die Bankenkrise ausgebrochen. Dadurch sei die HGGA nicht mehr das wert gewesen, was ursprünglich ausgehandelt worden war. Infolge der Bankenkrise seien die Finanzmärkte im August 2007 praktisch zum Stillstand gekommen.
Spätestens dies hätte Vorstandschef Schmidt veranlassen müssen, den für die HGGA ausgehandelten Kaufpreis in Frage zu stellen und einen Wegfall der Geschäftsgrundlage geltend zu machen. Darauf habe Schmidt aber bewusst verzichtet.
Schmidt weist die Verantwortung zurück. Im „Spiegel“ wies Schmidt eine Alleinverantwortung für die angeblich viel zu teure Übernahme der HGAA zurück. „Ich kann nur empfehlen, sich dazu die kompletten Vorstands- und Verwaltungsratsunterlagen anzusehen“, sagte Schmidt.
Nach „Spiegel“-Informationen war die HGAA bereits kurz vor dem Einstieg der BayernLB Ende 2006 in einer weitaus schwierigeren Lage als bislang bekannt. Dem Institut habe „sogar der Entzug der Banklizenz gedroht“, sagte ein Sprecher der Kärntner Landesholding, die ihre HGAA-Anteile damals abgab.
Berlin nimmt Schmidt in Schutz. Der „Spiegel“ zitiert auch den Finanzmanager Tilo Berlin, der dem BayernLB-Chef damals zum Erwerb der HGAA-Mehrheit verholfen hatte. Berlin hatte demnach für einen Investorenkreis ein Viertel der HGAA-Aktien erworben, die er mit Gewinn an die BayernLB weiterverkaufte.
Gerüchte, Schmidt könnte selbst an Berlins Fonds beteiligt gewesen sein, weist der Deutsch-Österreicher als „absurde Unterstellung“ zurück: „Herr Schmidt hat nie zu dem Investorenkreis gehört, und es gibt auch keine Verbindung von ihm zu meiner Firma Berlin & Co.“
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