Wer profitiert am meisten? Die Corona-Krise als Kanzlerfrage
Berlin – In großen Krisen entscheiden sich die Karrieren von Politikern. 2002 etwa musste ein angeschlagener Kanzler Gerhard Schröder um seine Wiederwahl fürchten, als die Elbe über die Ufer trat. In Gummistiefeln und grüner Regenjacke präsentierte sich Schröder inmitten der Fluthelfer als volksnaher Macher. Und setzte sich an den Urnen gegen Kontrahent Edmund Stoiber durch.
Schröder hatte ein prominentes Vorbild: SPD-Genosse Helmut Schmidt legte einst als Hamburger Innensenator mit entschlossenem Handeln bei der Elbflut 1962 die Grundlage für seine spätere Kanzlerschaft.
Corona-Krise: Die Machtverhältnisse verschieben sich
Noch weiß niemand, wie viele Menschenleben die Corona-Pandemie fordern wird, aber schon jetzt hat die Krise das politische Koordinatensystem im Land verändert. Nordrhein Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet muss zusehen, wie ihm der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend die Schau stiehlt.
Der Bayer hat mehr Medienpräsenz, ist viel mehr gefragt als Laschet. Auch, weil der CSU-Chef immer wieder mit Ideen und Maßnahmen vorprescht, auf die der Rheinländer nur noch reagieren kann.
Beide Politiker sind sichtlich bemüht, den Eindruck eines Streits zu vermeiden und in der Tat muss ihnen zugestanden werden, dass es ihnen zuerst um die Sache, also den Kampf gegen das Virus geht. Aber Politik wird eben nicht nur von Sachthemen geprägt. Es geht um den Eindruck in der Öffentlichkeit, es geht um Beliebtheitswerte, um den Rückhalt in der eigenen Partei.
Wann zieht Söder die K-Karte?
Laschet hat da bekanntlich noch viel vor. Er will Nachfolger der glücklosen Annegret Kramp-Karrenbauer als Vorsitzender der CDU werden. Und nimmt damit auch für sich in Anspruch, den Kanzlerkandidaten der Union vorzuschlagen. Mindestens. Denn Beobachter gehen davon aus, dass der CDU-Politiker, so er sich denn gegen seine Kontrahenten Friedrich Merz und Norbert Röttgen durchsetzen kann, selbst seinen Hut in den Ring werfen wird. Was er aber gemäß den Regeln in der Union wiederum nur tun kann, wenn Söder dem zustimmt.
Dem Bayern wird zwar nachgesagt, dass er die K-Karte, wenn überhaupt, erst später ziehen will. Doch der Kampf gegen das Corona-Virus schafft gerade Fakten, und die könnten am Ende solch eine Macht entwickeln, dass sie auch die K-Frage entscheiden. Sollte sich Söder am Ende als der fähigere KrisenPolitiker entpuppen, dürften viele in CDU und CSU darauf dringen, dass er auch Spitzenkandidat der Union wird.
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