Wer kommt, wenn Hugo Chávez geht?
Venezuelas Präsident Hugo Chávez geht es schlecht. Ein Nachfolger für das Amt hat der Sozialist selbst ausgesucht.
Caracas - Große Sorge um Hugo Chávez: Am Donnerstagabend teilte Informationsminister Ernesto Villegas mit, dass der venezolanische Staatschef an schweren Atemproblemen infolge einer Lungenentzündung leide. Ob er wieder zurückkommt, ist unklar. Sein Nachfolger scheint bereits festzustehen.
Im Dezember wurde der 58-jährige Chávez zum vierten Mal wegen eines Krebsleidens operiert. Seither hat man ihn nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Da die Regierung über den Gesundheitszustand des Sozialisten von jeher gerne schweigt, gehen die Spekulationen weiter. Medien berichten, dass Chávez im Koma liegt. Er ringe mit dem Tod. Offiziell will die Regierung das nicht bestätigen, verflucht vielmehr den „psychologischen Gerüchte-Krieg“ der ausländischen Presse und der Opposition. Die will endlich Klarheit – und Neuwahlen. Zur Not soll sogar eine Kommission nach Kuba, wo Chávez behandelt wird, geschickt werden, um den Gesundheitszustand des Staatschefs zu klären.
Erst im Oktober wurde Chávez wiedergewählt
Erst im Oktober war Chávez zum vierten Mal an die Spitze des Staates gewählt worden, am kommenden Donnerstag sollte er eigentlich vereidigt werden. Jetzt rätseln die Venezolaner: Wird die Amtseinführung verschoben? Kann Chávez überhaupt noch antreten? Im Hintergrund scheint schon alles für einen Wechsel vorbereitet zu sein. Selbst Chávez hatte sich im Dezember – im Falle, dass er nicht mehr regieren kann – für seinen Vize Nicolás Maduro als Nachfolger ausgesprochen. Sollte Chávez sein Amt niederlegen, müssen innerhalb von 30 Tagen Neuwahlen stattfinden. Der Opposition werden kaum Chancen ausgerechnet.
Maduro seinerseits hat sich schon mit den Aufgaben eines Staatschefs bekannt gemacht. Er ist es, der Chávez im Krankenhaus Besuch abstattet und mit ähnlich markanten Worten wie der 58-Jährige zum Volk spricht. Die beiden Männer kennen sich seit den 80er Jahren. Maduro, der früher als Busfahrer arbeitete und Gewerkschaftsführer war, besuchte Chávez bereits nach dessen Putschversuch 1992 im Gefängnis. Dank seiner unaufhörlichen Loyalität zum Sozialismus landete er schließlich in Chávez’ Wahlkampfteam. Der Weg des 50-Jährigen ging weiter vom Parlamentspräsidenten bis zum Amt des Außenministers und zweiten Mann des Staates. Macht spielt auch in seinem Privatleben eine Rolle: Seine Frau Cilia Flores war selbst Parlamentspräsidentin und ist nun Generalstaatsanwältin.
Mehr als 21 000 Morde in Venezuela
Neben einer tiefen Freundschaft und der absoluten Hingabe für die Idee der sozialistischen Revolution verbindet Chávez und Maduro auch die Nähe zu Kuba. Der 50-jährige Maduro studierte dort, Fidel und Raúl Castro mögen ihn. Politisch konnte sich Chávez’ Ziehsohn besonders in den Beziehungen zu Kolumbien und den links geprägten Staaten in Lateinamerika beweisen. Doch auf den möglichen Nachfolger Maduro kommen harte Zeiten zu. Zwar gehört das Land zu den größten Erdöllieferanten der Welt, doch die restliche Wirtschaft stockt. Die Inflationsrate in Venezuela ist erschreckend hoch, die Kriminalitätsrate steigt. Allein im letzten Jahr gab es mehr als 21000 Morde.
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