Wer ist Sarah Palin?
Das Privatleben seiner Vize-Kandidatin wird zur Belastung für John McCain. Die Erzkonservative verurteilt Sex vor der Ehe und Sex-Aufklärung an Schulen – jetzt ist ihre 17-jährige Tochter plötzlich schwanger.
So hatte sich John McCain das nicht vorgestellt: „Sie ist genau das, was dieses Land braucht“, hatte der republikanische Präsidentschaftskandidat noch getönt, als er Sarah Palin zur Überraschung aller am vergangenen Freitag als Vize-Präsidenten-Kandidatin aus dem Hut gezaubert hatte. Amerika jubelte: Eine Power-Frau, jung, hübsch, klug – eine vermeintliche Wunderwaffe gegen den populären Barack Obama.
Doch jetzt steht Sarah Palin plötzlich in der Kritik – und mit ihr auch John McCain. Der Vorwurf: McCain hat seine Kandidatin viel zu überhastet ausgewählt – und sie zu wenig überprüft.
Sarah Palin wird Oma
Am Montag mischte eine pikante Nachricht den republikanischen Nominierungsparteitag auf: Sarah Palin (44) wird Oma! Ihre Tochter Bristol erwartet von ihrem Freund ein Kind. Bristol ist erst 17, unverheiratet – und ihre Mutter Sarah gibt sich als erzkonservativ. Sex vor der Ehe? No! Aufklärungsunterricht für Jugendliche mit Präsentation von Verhütungsmitteln? No! Die radikalen Evangelikalen, Kernwähler der Republikaner, dürften wenig begeistert sein. Mit einer Erklärung versuchte Palin, die politische Bombe zu entschärfen: Ihre Tochter werde das Kind austragen – und den Kindsvater selbstverständlich schleunigst heiraten, erklärten Palin und ihr Mann.
Vorwurf: Amt für private Rache missbrauch
Auch in ihrem Heimat-Staat Alaska hat Palin Probleme, weil sie den Beauftragten für die öffentliche Sicherheit gefeuert hat. Der Vorwurf: Palin hat ihr Amt für private Rache missbraucht. Sie soll den Sicherheits- Beauftragten aufgefordert haben, ihren Schwager zu entlassen. Dieser hatte sich von ihrer Schwester scheiden lassen. Palin hat sich vorsorglich schon mal einen Anwalt genommen.
Ehemaliges Mitglied der Unabhängigkeitspartei Alaskas
Die „New York Times“ enthüllte, dass Palin in den 90er Jahren zwei Jahre Mitglied der Unabhängigkeitspartei Alaskas war – die dafür kämpft, dass sich der US-Bundesstaat von den USA abspaltet.
Ehemann betrunken am Steuer
Darüber hinaus kam heraus, dass ihr Mann Todd vor 22 Jahren betrunken am Steuer erwischt und festgenommen wurde.
Hätte John McCain das alles wissen müssen? Ja, sagen auch Republikaner. Der Präsidentschafts- Anwärter hat seine Entscheidung für Palin offenbar sehr kurzfristig getroffen. Noch zwei Tage bevor er seinen Coup publik machte, hatten sich Senator Joseph Lieberman und Ex-Gouverneur Tom Ridge Hoffnungen auf das Vize-Amt gemacht. Doch dann entschied sich McCain anders – ohne Informationen über die Auserwählte einzuholen. „Hier kennt jeder jeden, aber ich habe niemanden gefunden, der irgendetwas über Palin gefragt wurde“, empört sich Gail Philips, eine renommierte Republikanerin aus Alaska. Und was sagt John McCain dazu? Natürlich hat er von all den unschönen Dingen gewusst, verbreiten seine Strategen. Es sei doch alles kein Problem. Fragt sich nur, ob die moralbewussten Amerikaner das auch so sehen. vth