„Wer ist fitter, Herr Maget: Beckstein, Huber – oder Sie?“

Die AZ war mit dem Spitzenkandidaten der bayerischen SPD in der Kraftkammer. Natürlich findet sich der SPD-Mann sportlicher als die CSU-Konkurrenz. Schließlich seien die beiden ja auch „deutlich ältere Herren“, sagt er. Ein Gespräch über Muskeln, Rückgrat – und die CSU.
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Interview im Fitness-Studio: Franz Maget mit den AZ-Redakteuren.
az Interview im Fitness-Studio: Franz Maget mit den AZ-Redakteuren.

Die AZ war mit dem Spitzenkandidaten der bayerischen SPD in der Kraftkammer. Natürlich findet sich der SPD-Mann sportlicher als die CSU-Konkurrenz. Schließlich seien die beiden ja auch „deutlich ältere Herren“, sagt er. Ein Gespräch über Muskeln, Rückgrat – und die CSU.

Servus!“, ruft Franz Maget, betont kernig. Der Spitzenkandidat von Bayerns SPD hüpft aus seiner Dienst-Limousine. Seine Sportkleidung und das körperbetonte rote T-Shirt hat er bereits an. „Ich zieh mich im Büro um“, sagt er. An diesem Morgen nimmt er die AZ mit in sein Schwabinger Fitness-Studio. Ein- bis zweimal in der Woche kommt der SPD-Fraktionschef hierher. Zwischen Beinpresse und Trizeps-Übung sprach er mit der AZ über Muskel-Spiele, Rückgrat, die CSU – und seine Zukunft als neuer Ministerpräsident von Bayern.

AZ: Herr Maget, wie wichtig ist es für Sie, fit zu sein?

FRANZ MAGET: Sehr wichtig. Früher hatte ich oft Nackenschmerzen. Durch’s Training fühle ich mich jetzt viel besser. Ich kann den ganzen Tag konzentriert arbeiten, weil ich große körperliche Reserven habe. Im Wahlkampf zahlt sich das erst recht aus – auch wenn ich es zurzeit nicht so oft ins Fitness-Studio schaffe.

Wer ist fitter: Ihre Kontrahenten Günther Beckstein und Erwin Huber – oder Sie?

Ich bin da nicht sicher, aber vermutlich schon ich.

Sind Sie durch Ihre Fitness näher an den jungen Wählern als das CSU-Tandem?

Klar. Die beiden sind ja auch deutlich ältere Herren, fahren höchstens mal Fahrrad oder gehen wandern. Am Wochenende bin ich erst bei einer Promi-Staffel mitgelaufen, mit Basketball-Star Dirk Nowitzki und Thomas D. von den Fantastischen Vier.

Würden Sie denn Beckstein und Huber Rücken-Training empfehlen?

Rückgrat kann nicht schaden in der Politik. Vielleicht hängt das auch mit der körperlichen Verfassung zusammen, dass man auch mal einen Konflikt durchstehen kann. Nicht umsonst heißt es im Volksmund ,Nicht einknicken, etwas im Kreuz haben, nicht wegducken’ – politische Stärke hat auch mit der körperlichen Verfassung zu tun.

Momentan lässt aber die CSU mit ihrer Kampagne gegen die Linkspartei die Muskeln spielen. Warum schlagen Sie nicht zurück?

Weil ich glaube, dass sich die CSU damit selbst schadet. Was die CSU macht, ist überzogen. Sie hat Angst, sonst würde sie nicht in die unterste Schublade greifen. Das hilft der Linkspartei – und schadet der CSU.

... oder treibt noch mehr SPD-Wähler zur Linken.

Die Linke ist zu einer Protestbewegung geworden, die Stimmen aus allen politischen Lagern bekommen kann. Es gibt überall Enttäuschte – auch bei der CSU. Gerade auf dem Land herrscht eine große Unzufriedenheit. Je mehr die CSU auf die Linkspartei einprügelt, desto mehr wird die Linke dort gewählt.

Die Taktik der CSU könnte auch aufgehen. Bayern lag während des Kalten Krieges direkt am Eisernen Vorhang, viele Bayern fürchteten sich vor den Kommunisten...

Die Zeiten sind definitiv vorbei. Auch von den ursprünglichen Ängsten, dass Arbeitsplätze durch die Osterweiterung der EU vernichtet werden, ist nichts mehr geblieben. Die alte Kommunisten-Angst gibt es nicht mehr. Wenn Erwin Huber den Leuten weismachen will, der Kommunismus stehe in Bayern vor der Tür, dann macht er sich lächerlich.

Wollen Sie Ministerpräsident werden?

Ja.

Aber ohne die Linkspartei geht es nicht.

Mit den Linken ginge es erst recht nicht, weil sich niemand fände, eine solche Regierung zu bilden. Deshalb will und muss ich diese Option ausschlagen. Es müsste eine Kooperation mit den anderen Parteien zustande kommen.

Ihre Parteifreundin Ypsilanti in Hessen tickt da anders. Warum schließen Sie denn eine Zusammenarbeit mit den Linken so kategorisch aus?

Weil ich mehrere Partner dazu bräuchte – und keiner würde mitmachen. Deshalb ist es müßig, darüber weiter zu reden.

Verstehen wir Sie richtig: Wenn die anderen Parteien einer Zusammenarbeit mit den Linken zustimmen würden, dann wären auch Sie dabei?

Nein. Mein Wort gilt.

Sie haben vor kurzem gesagt, dass Sie sich darüber freuen, dass sich die Bundes-SPD in den Umfragen der Bayern-SPD annähert. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!

Doch! Mich freut’s für Bayern, dass wir als bayerische SPD so stabil sind, dass wir vom Abwärtstrend der Bundes-SPD nicht so berührt sind wie in der Vergangenheit. Wenn ich nach Berlin komme, komme ich dort als Stimmungs-Kanone. Das muss man mal erleben! Eine etwas positivere Grundstimmung für die Marke SPD insgesamt würde uns aber sicherlich helfen.

Fühlen Sie sich nicht manchmal wie Sisyphus, der sein ganzes Leben lang einen Stein auf den Berg schiebt, und dann rollt er wieder runter?

Wenn man sich für die SPD in der Landespolitik engagiert, muss man wissen, dass dies der steinigere Weg ist – dornenreicher als die Stadtpolitik, wo Erfolge eher zu erleben sind. Aber gerade bei dieser Wahl ist Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Das motiviert mich zusätzlich. Es gibt diese Bereitschaft zum Wechsel in Bayern tatsächlich. Die Menschen sagen: Bayern geht nicht unter, wenn mal nicht die CSU regiert.

Was machen Sie, wenn Sie in die Staatskanzlei einziehen?

Wir werden die Kinderbetreuung kostenfrei machen, damit jedes Kind vor der Einschulung einen Kindergartenplatz hat. Wir werden die Studiengebühren abschaffen. Auch werden wir ein Energie-Sanierungsprogramm für Häuser auflegen, weil das die beste Antwort auf die gestiegenen Energiepreise ist. Den Mindestlohn würden wir auch auf den Weg bringen.

Bei der Fastnacht in Franken haben Sie viele Frauen mit Ihren Bauchmuskeln unterm Indianer-Kostüm beeindruckt. Sind die Muckis von hier?

Ja, und vom Laufen und Fußball-Spielen. Jedes Jahr mache ich das Sportabzeichen, laufe die 50 Meter in 7,0 Sekunden. Früher habe ich viel Fußball gespielt, war Rechts-Außen. Meine größte Stärke war immer meine Schnelligkeit. Auch jetzt kicke ich manchmal noch, aber langsamer.

Was machen Sie, wenn Sie nicht Ministerpräsident werden?

Dann gehe ich wieder häufiger ins Fitness-Studio.

Volker ter Haseborg/Annette Zoch

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