Weltfrauentag: Miss Bayern,  Veronika von Quast und Katharina Schulze zu Gleichstellung

Gleiche Chancen für Männer und Frauen? Von wegen! Einige glauben sogar, dass es diese nie geben wird. Die große AZ-Umfrage.
Rosemarie Vielreicher,Lisa Marie Albrecht |
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Sarah Zahn ist neben Miss Bayern 2018 auch Drittplatzierte bei Miss Germany. Wie fühlt sie sich 2018 als Frau?
privat Sarah Zahn ist neben Miss Bayern 2018 auch Drittplatzierte bei Miss Germany. Wie fühlt sie sich 2018 als Frau?

Wussten Sie, dass es Malerin Frida Kahlo bald als Barbie gibt? Das hat sich der Spielzeughersteller Mattel zum heutigen Weltfrauentag ausgedacht. Insgesamt will er 17 Frauen als Puppen herausbringen.

Das mag gut gemeint sein, kann aber an so einem wichtigen Tag nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Sachen Frauen und Gleichberechtigung noch ziemlich große Baustellen gibt. Zum Beispiel: zu wenige Frauen in Führungspositionen, ungleiche Bezahlung, die #MeToo-Debatte.

Die AZ erteilt heute unterschiedlichen Frauen das Wort – von der Künstlerin bis zur Schönheitskönigin, der Politikerin bis zur AZ-Redakteurin. Wie fühlen sie sich 2018 als Frau? Wie schaut es aus ihrer Sicht mit der Chancengleichheit aus? Ein paar Antworten.

Miss Bayern Sarah Zahn: "Macht nie ausnutzen"

Als Frau im Jahr 2018 fühle ich mich gut, wenn ich gesund bin, Erfolg in Schule und Beruf nachweisen kann und viel Zeit mit meinen Liebsten verbringen darf.

Wann bin ich als Frau emanzipiert? Ich denke: Entweder ich weiß, was ich kann und was ich wert bin, oder nicht. Macht, egal ob von Mann oder Frau, sollte generell nicht ausgenutzt oder missbraucht werden. Und ich finde, es sollten einem Chancen gegeben werden, weil man die entsprechenden Fähigkeiten dazu hat!

Meines Erachtens wird es aber nie komplette Chancengleichheit geben, selbst wenn wir uns noch so anstrengen. Wie viele Frauen müssen mit ihrem Beruf, Kindern und dem Haushalt jonglieren? Und sind in allen drei Bereichen auch noch sehr gut, werden aber niemals entsprechend honoriert!

Kabarett-Königin Veronika von Quast: "Frauen müssen bestimmter sein!"

Ich find’s toll, ‘ne Frau zu sein. Immer schon. Ich habe auch kein Problem mit meinem Alter, nur mit dem Altern: Weil mir die Haxn weh tun, wenn ich fünf Stunden auf Pumps rumsause. Aber ich möcht’ auch nicht mehr jung sein, ich hab’ mein Leben genossen. Was die Emanzipation angeht, da hat sich viel getan in den letzten Jahrzehnten. Aber trotzdem geht die Chancengleichheit – vor allem im Theater und im Film – gleich Null. Es gibt zum Beispiel immer mehr Männer- als Frauenrollen.

Auch sonst sind Frauen immer noch unterrepräsentiert. Ich finde es daher gut, dass sie bei der Biennale jetzt gesagt haben: Wir brauchen mehr Regisseurinnen! Die Frauen können ja genauso viel – man lässt sie nur nicht hin. Und Frauen müssen auch bestimmter sein. Denn oft ist es so: Wenn eine Frau viel kann, ist sie noch lang nicht so überzeugt von sich wie ein Mann, der wenig kann, aber trotzdem angibt. Klappern gehört eben zum Handwerk. Vielleicht müssen das Frauen noch lernen. Ansonsten geht’s immer noch ganz schön ungerecht zu: Wenn eine Frau a bissl dicker ist, dann heißt’s gleich, die gwamperte fette Kuh. Und wenn ein Mann a rechta Brocken ist, dann heißt’s: Des ist ein gestandenes Mannsbild. Oder wenn eine Frau a bissl Falten hat, dann heißt’s, die Alte hat Falten wie ein Fächer. Bei einem Mann nennt man es dann Charakterkopf.

Die #MeToo-Debatte geht mir langsam bissl auf die Nerven. Natürlich ist es eine Sauerei, dass es so was überhaupt gibt. Aber dass jetzt jeder seinen Senf dazugeben muss, das bauscht das Ganze irrsinnig auf. Sicherlich hat jeder von uns in irgendeiner Form so eine Erfahrung. Aber wenn so etwas passiert, dann muss man doch sofort hingehen und sagen: "Ich zeige dich an!"

Oder ich schmier dem halt eine. Ich lasse mir so was nicht gefallen. Aber man muss da die Kirche schon ein bissl im Dorf lassen. Flirten muss doch erlaubt sein.

Bayerische Frauenbund-ChefinElfriede Schießleder: "Frausein ist bitter-süß"

Frausein 2018 ist bitter-süß: Wir sind selbstbewusst und frei, aber auch zerrissen – zwischen traditionellen Erwartungen und eigenen Lebensträumen. Emanzipation ist immer noch die Quadratur des Kreises. Weil Frauen eben doch anders sind als Männer.

Beweis gefällig? #MeToo: "Solche Vorwürfe, jetzt?" Wupp, schon ist die Beweislast bei den Belästigten. Den Männern bedeutete es Männlichkeit, den Frauen Hohn und Spott. Es ist ein Unterschied, ob Mann lässig Grenzen austestet oder Frau das Recht auf Selbstbestimmung verteidigt. Danke für den 8. März!

Poetry-Slam-KünstlerinFelicia "Fee" Brembeck: "Noch nicht am Ziel"

Solange mir Leute nach Auftritten sagen, ich sei "für ne Frau ganz witzig" gewesen, solange in den Kabarettsendungen zwei Frauen im Line-Up eine Seltenheit sind, solange ich fast jeden Tag auf die ein oder andere Weise im Alltag sexuell belästigt werde, solange ich keine einzige Freundin habe, die nicht mindestens von einer Situation berichten kann, in der sie einer Vergewaltigung nur knapp oder gar nicht entfliehen konnte, solange auf den vorsichtigen Vorschlag einer Sprache, die circa fünfzig Prozent der Weltbevölkerung berücksichtigt, mit Aggression und Häme reagiert wird, solange meine Schwester, die im Verein spielt, auf dem Schulhof nicht beim Fußball mitspielen darf, weil sie ein Mädchen ist, solange ich als privilegierte, weiße, europäische Frau einen Acht-Minuten-Text mit meinen Diskriminierungserfahrungen füllen kann und dabei noch kürzen muss, solange sind wir ganz sicher noch nicht am Ziel. An vielen Stellen wird klug, effektiv und empathisch gekämpft, aber Gleichberechtigung haben wir noch nicht. Auch nicht in Deutschland.

Die (selbsternannte) Glücksministerin Gina Schöler: "Mehr Räubertöchter und weniger Prinzessinnen"

Ich spüre eine große Bewegung, die immer mehr an Kraft gewinnt. Frauen werden sichtbarer, mutiger, zeigen sich, trauen sich mehr (zu) und vor allem: unterstützen sich gegenseitig. Miteinander statt gegeneinander.

Das war lange Zeit nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der Geschlechter anders. Dennoch gibt es noch einiges zu tun.

Ich bin eine kleine Frau (unter 1,60 – aber: Die innere Größe zählt!) und merke immer noch, dass ich mich behaupten und ,kämpfen’ muss, um gehört und ernstgenommen zu werden.

In "alten Strukturen", gerade in der Wirtschaft, muss man manchmal gefühlt eine Extra-Portion Überzeugungsarbeit leisten und beweisen: ‚Hey, ich bin wer und ich habe etwas zu sagen, was wirklich wichtig ist!’

Vor Kurzem habe ich einen Vortrag zum Thema "Rebellen in der Wirtschaft" gesehen und es wurden nur Männer aufgezählt, die revolutionär an Dinge herangegangen und somit "Rebellen" sind.

Eine Frau war dabei: Pippi Langstrumpf. Im Ernst? Dies zeigt einmal mehr: Wir brauchen mehr Sichtbarkeit und Mut, nach außen zu tragen, was viele von uns im ganz normalen Wahnsinn des (Berufs-)Lebens meistern.

Ganz nach dem Motto: Die Welt braucht mehr Räubertöchter und weniger Prinzessinnen!

Grünen-Politikerin Katharina Schulze: "Schnell ändern"

Die Politik ist noch männerdominiert, das sieht man schon alleine an den Zahlen: Im Landtag sind gerade mal 28 Prozent der Abgeordneten Frauen. Wir brauchen Parité in den Parlamenten und endlich die Hälfte der Macht! Ich habe echt keine Lust mehr auf Sexismus, Männerbünde und dass Frauen für die gleichwertige Arbeit weniger Geld bekommen, sowie dass die sogenannten Frauenberufe so schlecht bezahlt werden.

Das müssen wir ändern. Schnell!

AZ-Lokalreporterin Jasmin Menrad: Bildet Banden!

Stutenbissigkeit ist nicht schuld am Machtmissbrauch von Männern gegenüber Frauen wie bei #MeToo, aber sie liefert den Nährboden für männlich-dominierte Machtstrukturen. Deshalb, Mädels, Frauen: Bildet Banden! Befördert Frauen nach oben, stärkt andere starke (und schwache) Frauen und seht, was ihr gemein habt und nicht, was für Kleinigkeiten euch trennen.

Die Kollegin hat sich "hochgeschlafen"? Dann ist der Chef der Arsch. Eine Kollegin wurde entfristet und ist nun schwanger? Das ist ihr gutes Recht. Sie haben ein höheres Gehalt verhandelt? Geben Sie weiter, wie Sie es gemacht haben. Statt Grabenkämpfe um Details zu führen, müssen wir zusammenhalten.

AZ-Lokalreporterin Anja Perkhuhn: Mutti behält leider recht

Mit neun Jahren trug ich kurze Haare und wollte lieber Toni sein als Anja, weil meine Mutter mir ausdauernd sehr deutlich machte, dass das Leben dann einfacher wäre. Mit 16 Jahren beschloss ich, dass das Schwachsinn ist und dass Frauen genauso gut und klug und wild und witzig sein können wie Männer. Heute finde ich, dass Frauen einfach so gut und klug und wild und witzig sein können – oder eben nicht, einfach ganz so, wie sie selbst mögen.

Aber heute fragen mich auch Menschen, was ich denn so hielte von "diesem #MeToo-Kram". Und solange Berichte von Frauen über ihr Leben so abgetan werden – von Menschen egal welchen Geschlechts – behält meine Mutter leider recht.

AZ-Redakteurin Rosemarie Vielreicher: Kontern

Es ist mindestens zehn Jahre her. Ich weiß seinen Namen nicht mehr oder wegen welcher Recherche ich ihn anrief. Aber an die abfälligen Worte dieses Mannes erinnere ich mich genau: "Aha, Journalistin sind Sie. Sie klingen auch noch so jung. Können Sie das überhaupt?" Nur weil ich weiblich und jung bin, wird an meinen Fähigkeiten gezweifelt? Frechheit! Kontern traute ich mich damals nicht.

Auch heute gibt es immer mal wieder abwertende Kommentare. Eine Beispiel-Zuschrift: "FRAU sollte recherchieren, bevor sie schreibt." Achso, und Männer nicht, oder wie?

Oder: "Suchen Sie sich halt einen Partner!" Aha. Was genau hat das mit meinem Artikel zu tun? Daher meine Botschaft zum 8. März: Frauen dürfen sich von Männern auf keinen Fall kleinreden oder verunsichern lassen. Egal wie jung, egal welche Branche. Und heute würde ich kontern: "Und wie ich das kann!"

Lesen Sie auch: Zoff am Münchner Flughafen: Rassismus gegen Olympiasieger Mo Farah? Stellungnahme der Polizei

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