Weihnachts-Botschaft von Ahmadinedschad
LONDON - Als „Alternative zur Rede der Queen“: Der britische Sender Channel 4 lässt Irans Präsidenten auftreten. Der Auftritt war extra-gütig, die Empörung ist groß
Die Queen ist Konkurrenz im Fernsehen gewöhnt – doch dass der britische Sender Channel 4 heuer ausgerechnet Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad als „Alternative“ zu ihrer Weihnachtsbotschaft auftreten ließ, sorgt für Aufsehen.
Mahmud Ahmadinedschad nahm die Bitte des Senders, eine Weihnachtsrede zu halten, dankend an. Er bemühte sich, besonders gütig und friedliebend aufzutreten, entbot den Briten neben einem Blumenstrauß sitzend seine besten Wünsche zum Weihnachtsfest – „den Gläubigen Abrahams, den Gläubigen Jesus Christus’“. Er sprach von „Frieden, Liebe, Bruderschaft“.
„Der allgemeine Wille der Nationen ist es, zu menschlichen Werten zurückzufinden“, so Mahmud Ahmadinedschad. „Jesus steht für Nächstenliebe.“ Die schärfste Passage der besinnlichen Botschaft: „Wenn Jesus heute auf der Welt wäre, würde er gegen Kriegstreiber, Besatzer, Terroristen und Tyrannen kämpfen.“
Und nun diskutiert ganz Großbritannien über den Auftritt zur besten Sendezeit, den Millionen am Weihnachtsbaum verfolgt haben. Der Sender verweist auf die Pressefreiheit; auf den Willen, wie jedes Jahr eben eine „Alternative“ zur Rede zur Queen zu bieten, und darauf, dass man ja im Vorspann auf die „Problematik Iran“ hingewiesen habe.
"Das ist kranke Ironie"
Das reicht vielen bei weitem nicht. „Es ist pervers, dass diesem Despoten erlaubt wird, über Jesus’ Ansichten zu spekulieren. Das ist kranke Ironie“, so der israelische Botschafter in London, Ron Prosor. Auch das britische Außenministerium nannte es „beleidigend“, einem Holocaust-Zweifler eine Plattform zu bieten. „Dieser Auftritt löst Verärgerung nicht nur bei uns, sondern auch im befreundeten Ausland aus.“ Stephen Smith, Leiter des britischen Holocaust-Zentrums warnte vor diesem „gefährlichen Wolf im Schafspelz“.
Der Schattenaußenminister der Tories, William Hague, nannte die Ausstrahlung „bizarr und töricht“. Und die Labour-Politikerin Louise Ellman schlug vor, Channel 4 könnte 2009 ja den simbabwischen Despoten Robert Mugabe einladen. Dagegen erklärte Ben Summerskill von einer Schwulen-Gruppe: „Seine Ansichten sind lächerlich und gefährlich. Aber ist doch gut, wenn er mal merkt, dass es freie Länder mit dem Recht auf freie Rede gibt.“
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