Wehrbeauftragter: Bundeswehr muss attraktiver werden
Berlin - In einem Interview der Nachrichtenagentur dpa sprach er sich unter anderem dafür aus, den Soldaten durch ein neues Stationierungskonzept häufige Standortwechsel zu ersparen. Auch Unterbringung und Versorgung in den Kasernen müssten verbessert und finanzielle Anreize gesetzt werden. Zum 1. Juli fällt die Wehrpflicht weg.
Königshaus befürwortete in diesem Zusammenhang Verpflichtungsprämien wie in den USA. Der Dienst bei der Bundeswehr bringe gerade im Einsatz besondere Herausforderungen mit sich. "Das muss entsprechend vergütet werden", sagte der Wehrbeauftragte.
Die letzten Wehrpflichtigen verlassen am Donnerstag die Bundeswehrkasernen. Ab Freitag ist die Bundeswehr eine reine Freiwilligenarmee. Königshaus sprach von einer "völligen Veränderung des Charakters der Bundeswehr". Niemand müsse sich mehr zwangsläufig mit der Truppe befassen. Mit den Bewerberzahlen zeigte sich Königshaus dennoch vorerst zufrieden. "Wir sehen, dass die ursprünglichen pessimistischen Annahmen in dieser gravierenden Form offenbar nicht Realität geworden sind", sagte er. "Man kann sich jetzt aber nicht zurücklehnen und sagen, das wird schon. Sondern man muss schon sehen, dass man mehr Attraktivität schafft."
Geld sei dabei zwar bei weitem nicht der einzige Attraktivitätsfaktor, aber ein wesentlicher. Auf junge Leute, die zur Bundeswehr gehen, kämen etwa durch den meistens erforderlichen Wohnortswechsel zusätzliche Kosten zu. Dafür müsse es einen Ausgleich geben. "Insofern ist das nicht einfach nur ein Zuckerbrot, das man jemandem vor die Nase hält, damit er angelockt wird."
Königshaus zeigte sich auch offen für die Aufnahme von in Deutschland lebenden Ausländern in die Bundeswehr. "Ich könnte mir schon vorstellen, Personen mit Migrationshintergrund den Dienst in den Streitkräften zu ermöglichen", sagte er. Für Bewerber ohne deutschen Pass müsste es dann allerdings auch "eine vereinfachte Möglichkeit der Einbürgerung" geben.
Die Gefahr einer Entwicklung der Bundeswehr zu einer "Unterschichtenarmee" nach dem Aussetzen der Wehrpflicht sieht Königshaus nicht. "Wir haben zurzeit die am besten gebildete und ausgebildete Armee der Welt", sagte er. Fast alle Offiziere hätten studiert, fast alle Feldwebel einen Meisterbrief oder eine entsprechende Qualifikation. Die Bundeswehr biete Bildungschancen und Aufstiegsmöglichkeiten, die es woanders nicht gebe, deswegen sehe er "die Gefahr einer Verrohung nicht", sagte Königshaus.