Wegen Volksverhetzung angezeigt: Hans-Georg Maaßen twittert Nazi-Vergleich

Harald Schmidt trifft Hans-Georg Maaßen. Wieso der sich anschließend als Verfolgter sieht – und das wiederum zu einer Anzeige des Leiters der KZ-Gedenkstätte Buchenwald führt.
von  Martina Scheffler
Hans-Georg Maaßen (l.), früherer Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Entertainer Harald Schmidt (M.) und Publizist Matthias Matussek beim Soimmerfest der "Weltwoche" in Zürich.
Hans-Georg Maaßen (l.), früherer Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Entertainer Harald Schmidt (M.) und Publizist Matthias Matussek beim Soimmerfest der "Weltwoche" in Zürich. © Foto: Matthias Matussek/Facebook

Weimar – Es fing an mit dem Foto einer scheinbar fröhlichen Männerrunde – jetzt liegt eine Anzeige wegen Volksverhetzung vor. Schon seit einigen Tagen muss Entertainer Harald Schmidt verbale Schläge einstecken, nachdem er sich in Zürich auf dem Sommerfest der rechtskonservativen Schweizer "Weltwoche" mit dem ehemaligen Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, ablichten ließ sowie mit dem ebenso umstrittenen Ex-"Spiegel"-Journalisten Matthias Matussek.

Hans-Georg Maaßen äußert sich zu Kritik: Die Nazis seinen heutzutage verblödet

Die Kritik, die Schmidt erntete, erboste auch Maaßen, der daraufhin twitterte: "In den 1930er Jahren hieß es: 'Kauft nicht bei Maaßen.' Geschichte wiederholt sich. Die Nazis heute sind im Unterschied zu ihren Vorfahren so verblödet, dass sie noch nicht einmal merken, dass sie Nazis sind."

Damit spielt Maaßen auf die Nazi-Parole "Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei Juden!" an, eine Hetze, die etwa im April 1933 verbreitet wurde, bei Beginn eines reichsweiten Boykotts von Geschäften, deren Inhaber jüdisch waren, sowie jüdischen Ärzten und Rechtsanwälten. SA und SS drohten Kunden, die Läden betreten wollten, mit Gewaltanwendung.

Das Deutsche Historische Museum berichtet von Stempeln, die in Sachsen Kunden auf die Stirn gedrückt wurden, mit der Inschrift "Wir Verräter kauften bei Juden".

Hans-Georg Maaßen nach Nazi-Vergleich wegen Volksverhetzung angezeigt

Der Nazi-Vergleich hat nun zu einer Anzeige geführt. Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, Jens-Christian Wagner, hat Maaßen wegen Volksverhetzung angezeigt, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". "Ich habe wegen des Posts von Herrn Maaßen Anzeige erstattet, weil ich davon ausgehe, dass eine Straftat vorliegt, die geahndet werden sollte", sagte Wagner der AZ am Freitag.

Jens-Christian Wagner, Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, hat Hans-Georg Maaßen angezeigt.
Jens-Christian Wagner, Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, hat Hans-Georg Maaßen angezeigt. © Martin Schutt/dpa

"Die Verhöhnung der NS-Opfer und die Relativierung der NS-Verbrechen sind kein Kavaliersdelikt. Dafür soll die Anzeige beim mutmaßlichen Straftäter wie auch in der gesamten Gesellschaft Bewusstsein schaffen und zu historischer Sensibilität anregen", erläuterte der Historiker seine Beweggründe.

Harald Schmidt bleibt gelassen: Auf der "Weltwoche" erwartet er Aufsehen und Material

In Thüringen, wo sich die Gedenkstätte Buchenwald befindet, hatte Maaßen 2021 erfolglos für den Bundestag kandidiert. Bislang steht Wagner mit seiner Anzeige allein. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, wollte sich auf AZ-Anfrage nicht zur Anzeige äußern.

Er selbst beabsichtige nicht, Anzeige zu erstatten. Harald Schmidt zeigte sich gegenüber der "Zeit" derweil gelassen. Er könne sich die Aufregung ausrechnen, wenn er zum Fest der "Weltwoche" gehe. "Aber es ist mir egal." Er gehe dorthin, wo er "Material erwarte".

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