Wegen Hakenkreuz-Fahne: Justiz lässt Neonazi-Grab öffnen

PASSAU - Wenige Tage nach der Beerdigung des Rechtsextremisten Friedhelm Busse in Passau hat die Staatsanwaltschaft dessen Grab öffnen lassen. Darin fanden die Beamten eine verbotene Hakenkreuz-Fahne.
Die Reichskriegsflagge habe auf dem eingegrabenen Sarg gelegen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walch der Nachrichtenagentur ddp am Donnerstag. Er bestätigte damit einen Bericht der „Passauer Neuen Presse“. Die Fahne sei bei der Beisetzung am Wochenende vom NPD-Aktivisten Thomas W., genannt „Steiner“, auf den Sarg gelegt worden.
Anschließend hätten die Beerdigungs-Gäste das Grab zugeschaufelt, sagte Walch. Ein Polizist war Zeuge. Zudem war die Fahne laut Walch auf einem Pressefoto zu sehen. Das Hakenkreuz war aber darauf nicht gut erkennbar. Um einen handfesten Beweis zu erhalten, habe man das Grab ausgehoben, fügte der Oberstaatsanwalt hinzu. Seine Behörde ermittle nun gegen W. wegen des Verdachts auf Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Zentralrat der Juden bestürzt
Die Beerdigung Busses am Wochenende war durch Ausschreitungen von Rechtsextremisten in die Schlagzeilen geraten. Rund 90 Neonazis nahmen an der Beisetzung teil. Anschließend wurden mehrere festgenommen, unter anderem wegen eines Angriffs auf zwei Menschen. Später protestierten rund 50 Rechtsextreme bei einem spontanen Aufmarsch gegen die Polizei.
Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hatte sich am Montag bestürzt gezeigt: „Der Vorfall in Passau zeigt, dass die Umtriebe der Neonazis massiver werden und außer Kontrolle geraten.“ Es sei „ungeheuerlich, dass braune Banden ungehindert durch die Innenstadt Passaus marschieren und ihre Hetzparolen kundtun konnten“. (ddp)