Warten auf die Käufer
MÜNCHEN - Die Kfz-Steuerbefreiung soll den Autokauf ankurbeln - und damit auch die Konjunktur.. Doch die Händler spüren bislang noch gar nichts. Der Steuernachlass ist viel zu gering, um Wirkung zu zeigen.
„Sehr gerne“ präsentiert sich Dimitri Popkov vor dem fabrikneuen bronzefarbenen Volvo. Gerade hat sich der 32-Jährige sein Traumauto im Autohaus Kroymans in München bestellt. Die Befreiung von der Kfz-Steuer? Popkov runzelt die Stirn: „Von der Regelung habe ich gehört. Ich habe aber keine Ahnung, wie viel ich jetzt spare. Mit dem Kauf hat das auch nichts zu tun. Ich lege mir alle paar Jahre einen Neuwagen zu.“
So wie Popkov geht es vielen, berichtet Marco Amata. Der Volvo- und Ford-Verkäufer wird zwar täglich nach der Euro-5-Norm gefragt. „Die meisten Kunden wissen aber nicht, ob und wieviel sie sparen können.“ Letzte Woche hat der Bundesrat beschlossen, dass Neuwagenkäufer rückwirkend zum 5. November 2008 mindestens ein Jahr keine Kfz-Steuer zahlen müssen. Für Autos, mit der Schadstoffnorm Euro 5 und 6, sind es sogar zwei Jahre. In Bayern greift die Regelung bereits: „Wir erstellen keine Kfz-Steuerbescheide mehr“, heißt es beim Landesamt für Steuern.
Mit dem Steuergeschenk will die Bundesregierung der kriselnden Branche helfen. Doch bislang spüren die Händler so gut wie nichts. Im Gegenteil: „Seit einigen Wochen bleiben die Kunden fast völlig weg“, klagt ein Münchner Mazda-Händler. „Ich stehe mir hier beim Warten die Beine in den Bauch.“
Der Steueranteil an den Autokosten ist verschwindend gering
„Wir spüren bisher überhaupt keine Resonanz“, meint auch Peter Fischer, Verkaufsleiter beim Münchner Opel-Händler Häusler. Der Betrag, den die Steuerbefreiung ausmache, sei einfach zu gering. „Wer sich ein Auto für 20000 Euro anschafft, macht seine Entscheidung nicht von 100 Euro Kfz-Steuer abhängig“, sagt Fischer.
Tatsächlich macht die Kfz-Steuer einen verschwindend geringen Teil der Autokosten aus. Selbst bei Dieselfahrzeugen wie dem Golf TDI beträgt die Steuer keine 6 Prozent der jährlichen Gesamtkosten. Bei einem kleinen Benziner wie dem Smart sind es kaum 2 Prozent.
„Den großen Schub wird die Steuer nicht bringen“, meint Christian Döhler vom ADAC. Der Autoclub begrüßt die Befreiung trotzdem. „Sinnvoller wäre es aber gewesen, gleich die CO2-abhängige Kfz-Steuer einzuführen“, meint Döhler. Dann hätten die Autokäufer Planungssicherheit.
„Heute wissen wir nicht, wie die Kfz-Steuer in Zukunft geregelt wird – das verunsichert einfach“, moniert auch Alexandra Ehm, Verkaufsleiterin bei Kroymans. Es gibt aber auch Kunden, die sich davon nicht beeindrucken lassen. Karl Heinz Eiselein (42) etwa. „Ich schaue mich hier um, weil die Auto-Preise im Keller sind. Vielleicht ist ja ein Schnäppchen drin.“ Eines jedoch ist sicher, sagt er: „ Wegen der minimalen Ersparnis bei der Kfz-Steuer bin ich wirklich nicht hier.“
F. Hippler/A. Jalsovec