Walter Mixa und sein Rücktritt: Keiner weint ihm nach

Hochrangige katholische Würdenträger sind erleichtert, dass der Papst Bischof Mixa aus seinem Amt entlassen hat. Gerüchte über Mixas Lebenswandel waren seit Jahren bekannt.
von  Abendzeitung
Der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa
Der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa © dpa

AUGSBURG - Hochrangige katholische Würdenträger sind erleichtert, dass der Papst Bischof Mixa aus seinem Amt entlassen hat. Gerüchte über Mixas Lebenswandel waren seit Jahren bekannt.

Walter Mixa sitzt im Garten einer Schweizer Klinik. Die Nachricht vom Papst über seine Entlassung aus dem Bischofsamt habe er „gefasst aufgenommen“, erzählt er „Bild am Sonntag“. Wegen eines Knieproblems sei er da. Die Gerüchte, er sei wegen eines Alkoholproblems in Behandlung, bestätigte Mixa nicht. Auch zu den Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs schweigt Mixa – und verweist auf seinen Anwalt, der die Vorwürfe zurückgewiesen hat.

Der 69-Jährige ist zu einer schweren Belastung für die katholische Kirche geworden – umso größer ist die Erleichterung hochrangiger Amtsträger über den Rauswurf. Der Leiter der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte, der durch Mixa erlittene „Verlust der Glaubwürdigkeit“ wiege schwer. Noch deutlicher wurde sein Vorgänger Kardinal Lehmann. „Es kommt immer wieder vor, dass jemand den Anforderungen des Bischofsamtes nicht genügt“, sagte Lehmann im „Heute-Journal“. Lehmann gab auch zu, „immer wieder“ Gerüchte über Mixas Lebenswandel gehört zu haben. „Aber die waren unbestimmt und teilweise verunglimpfend, so dass ich mir kein Bild machen konnte.“ Seit Jahren wurde über homosexuelle Neigungen Mixas gemunkelt. Er soll junge Priesterseminaristen um sich geschart haben, in seinen Privaträumen mit ihnen in die Sauna gegangen sein.

Jetzt wird wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch eines Minderjährigen ermittelt. Seine eigene Diözese hatte ihn bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Das Vergehen soll zwischen 1996 und 2005 geschehen sein.

Sexueller Missbrauch eines unter 18-Jährigen verjährt erst zehn Jahre, nachdem das Opfer 18 Jahre alt wurde. Bei sexueller Nötigung kann es in leichten Fällen zu einer Geldstrafe kommen, auf den sexuellen Missbrauch eines Schutzbefohlenen unter 18 steht Gefängnis – bis zu fünf Jahre. Am Samstag hatte der Papst Mixas Rücktrittsgesuch angenommen. Das hatte Mixa schon am 21. April wegen dem Skandal um Prügelattacken eingereicht. Bis ein neuer Bischof ernannt wird, leitet der Augsburger Weihbischof Josef Grünwald das Bistum. Er gilt als bescheidener Kirchenmann, der nicht polarisiert, und soll Ruhe in das gespaltene Bistum bringen.

Aufsehen erregte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Er fordert im „Spiegel“ eine Lockerung des Zölibats. „Ich meine, Bischöfe, Ordensleute und Domkapitulare müssen es leben. Ob jeder Pfarrer das Zölibat leben muss, ist eine andere Frage.“

Ein Pfarrer des Bistums Limburg zog Konsequenzen aus seinem „grenzüberschreitendem Verhalten“ mit jungen Leuten vor 27 Jahren und verzichtete auf sein Amt. ta

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