Wahlkampf religiös: Schmid malt den grünen Teufel an die Wand

Im Wahlkampf attackieren sich die Parteien mit religiöser Metaphorik. Und jetzt nimmt sich Fraktionschef Schmid die Grünen vor: Die Ökopartei wolle fünf islamische Feiertage einführen und das Kreuz aus Schulen und öffentlichen Gebäuden verbannen. Schmid: "Unser Land ist zu schade für ein Experiment."
MÜNCHEN Es wird ein Kampf zwischen Himmel und Hölle, als würde die Landtagswahl in Bayern diesmal mit dem Teufel zugehen: Nach der Drohung des CSU-Vorsitzenden Erwin Huber, einen „Kreuzzug“ gegen die Linke zu führen, schlug gestern SPD-Spitzenkandidat Franz Maget zurück: Er verglich den Chef der Schwarzen mit den „islamischen Gotteskriegern“, die zum Dschihad aufrufen. „Huber reiht sich da nahtlos ein“, keifte Maget. Eine halbe Stunde zuvor hatte CSU-Fraktionschef Georg Schmid die Grünen attackiert und ihnen einen gezielten Angriff auf die christliche Prägung Bayerns vorgeworfen.
Die Orte sprachen für sich. Die CSU lud in den Biergarten des alten Münchner Wirtshauses „Schmausefalle“ im Schatten der Mariahilfkirche in der Au. Die Vorgängerlokale hießen mit diversen Wirtswechseln „Herrgottseck“. Manch einer erinnert sich noch an Bedienungen in Mönchskutten und Strapsen, die der benachbarten Kirchenleitung ein Dorn im Auge waren.
Während die Kirchenglocken 12 Uhr läuteten, malte Schmid den grünen Teufel an die Wand. Die Ökopartei wolle fünf islamische Feiertage einführen, das Kreuz aus Schulen und öffentlichen Gebäuden verbannen und nun auch noch das Konkordat mit der katholischen Kirche kündigen. Das soll die Wähler der CSU wachrütteln. Schmid: „Es gibt Leute, die ein anderes Bayern wollen. Aber unser Land ist zu schade für ein Experiment.“ Dass die CSU bei der Wahl einen Denkzettel verpasst bekommen könnte, konterte Schmid mit dem biblischen Gleichnis vom verlorenen Schaf. „Du musst 99 zurücklassen, um das eine einzufangen. Es geht darum, um jedes verlorene Schaf zu kämpfen.“ An eine Koalition, die die CSU nach einer Wahlniederlage eingehen müsste, will er erst gar nicht denken. „Da gibt’s ein arabisches Sprichwort“, erklärte Schmid: „Der Mittelweg verläuft im Sande.“
Das Stichwort für Maget. Der SPD-Spitzenkandidat wartete da schon in der Schäfflerstube des Spatenhauses an der Oper. Die Schäffler hatten der Legende nach während der Pestepedemie 1571 auf den Straßen getanzt, um die Bevölkerung, die sich kaum mehr raustraute, zu beruhigen und das öffentliche Leben wieder in Gang zu bringen. Als müsse das die SPD jetzt auch, wo doch die Linken, wenn es nach der CSU geht, schon auf der Giesinger Höhe stehen. „Glauben Sie wirklich, dass SPD, Grüne und Linke am 28. September mehr Stimmen haben werden als die CSU?“, fragte er. Und versuchte, alle zu beruhigen. „Das glaub’ ja nicht mal ich. Und ich bin Berufsoptimist.“
Angela Böhm