Wahlkampf in München: Die Plakate im AZ-Check
München - Vier Münchner Wahlkreise, je zehn Direktkandidaten – nur einer pro Wahlkreis wird gewinnen, wenn am 24. September der Bundestag gewählt wird.
Für die Abendzeitung hat Kommunikationsforscher Philipp Baugut (politischer Kommunikationsforscher am Institut für Medienforschung der Uni München) einige Wahlplakate der Kandidaten in puncto Sympathie, Glaubwürdigkeit und politische Botschaft analysiert. Petr Bystron (AfD-Kandidat im Norden) hat die AZ angefragt, jedoch lieferte er kein Plakat, das tatsächlich in München hängt.
Im Norden

Florian Post (SPD): "Sympathisch. Post hört zu, präsentiert sich schlicht mit Krawatte in SPD-Rot. Er betont seine Erfahrung als ,Bundestagsabgeordneter’. Kombiniert mit dem Zweitplakat ,Post für Sie. Für kostenfreie Kitas’: gelungen."

Bernhard Loos (CSU): "Grafisch ist das Plakat eine Katastrophe. Loos will mit Minister Spaenle bekannter werden. Aber der wurde erkennbar nachträglich ins Bild montiert. Fraglich, ob es Loos so gelingt, Nähe zur Macht zu demonstrieren."

Ates Gürpinar (Die Linke): "Der Kandidat betont mit den Worten ;Sozial. Gerecht. Frieden. Für Alle!’ den Markenkern seiner Partei. Er lächelt zwar freundlich, wirkt aber nicht wie ein seriöser Politikprofi. Ist ihm seine Kandidatur geheuer?"
Im Westen

Stephan Pilsinger (CSU): "Die Verbindung zu Minister Herrmann wirkt durch die Fotomontage nicht authentisch. Pilsinger betont seinen Arzt-Beruf und sendet mit ,Sicherheit’ eine Botschaft. Aber welche Art Sicherheit meint er?"

Bernhard Goodwin (SPD): "Der Kandidat betont seine Nähe zum populären und einflussreichen OB, mit dem Goodwin die Miet-Problematik lösen will. Kein überraschendes Plakat, aber beide wirken authentisch und sympathisch."

Dieter Janecek (Grüne): "Ein Hingucker schon durch die Farben. Janecek lächelt sympathisch, betont seine Erfahrung als Abgeordneter. ,Öko’ ist grüner Markenkern und für manche ein Schimpfwort. Das wirkt interessant."
Im Süden

Michael Kuffer (CSU): "Sehr gut. Kuffer inszeniert sich als kantiger Typ, der zuhört und anpacken kann. Dass er nicht nur CSU-Blau verwendet, sondern auch Grün, beschreibt den Spagat, Konservative und liberale Städter einzufangen."

Sebastian Roloff (SPD): "Zu brav. Roloff betont den SPD-Markenkern ‘Zeit für Gerechtigkeit’, erinnert an die Briefwahl und will mit dem Kümmer-Image Bürgernähe vermitteln. Ob sich die Wähler aber an das Plakat gut erinnern werden?"

Thomas Sattelberger (FDP): "Ein auffälliges Plakat mit Witz, an dem man hängen bleibt – aber letztlich verwirrend und inhaltsleer. Sattelberger steht dynamisch da, will aber, das ,alles bleibt, wie es ist’. Oder doch nicht, was will er?"
Im Osten
Wolfgang Stefinger (CSU): "Bodenständig, seriös, aber inhaltlich leer. Wofür steht dieser Mann? Immerhin weist Stefinger auf den Wahltermin selbst hin und gibt einen Hinweis auf seine Webseite. Insgesamt kein Plakat, das packt."

Claudia Tausend (SPD): "Das Plakat mit dem höchsten Info-Wert. Tausend weist auf ihre Erfahrung hin, nennt den Wahltermin, erklärt das Wahlrecht und vermittelt: Wer Merkel als Kanzlerin will, kann mir trotzdem die Erststimme geben."

Margarete Bause (Grüne): "Ein misslungenes Plakat. Margarete Bause hat hier keine politische Botschaft. Und dann will die ,Löwin’ als Direktkandidatin vor allem die Zweitstimme? Das ist nicht stimmig."