Wahlkampf 2013: Überall Mutti

Jetzt hat auch die CDU ihre Plakat-Kampagne vorgestellt. Ein Motiv ist – wie bei der SPD – natürlich Angela Merkel. Und die Botschaft: In Deutschland herrscht beste Laune
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Ist das jetzt ein Ausschnitt des Plakats der CDU oder der SPD? Antwort: Es ist das der CDU - hier guckt Angela Merkel freundlicher.
Ist das jetzt ein Ausschnitt des Plakats der CDU oder der SPD? Antwort: Es ist das der CDU - hier guckt Angela Merkel freundlicher.

Jetzt hat auch die CDU ihre Plakat-Kampagne vorgestellt. Ein Motiv ist – wie bei der SPD – natürlich Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und die Botschaft: In Deutschland herrscht beste Laune

BERLIN Ist nicht grad Wahlkampf? Doch, doch: Gestern hat mit der CDU eine Woche nach der SPD die zweite große Volkspartei ihre zentrale Plakatkampagne vorgestellt. Die Motive sind teilweise ähnlich: Bundeskanzlerin Angela Merkel taucht als zentrale Figur bei beiden auf. Die Stimmung aber ist völlig entgegengesetzt: Auf den SPD-Plakaten gucken alle missmutig, auf den CDU-Werken alle super-duper-sonnig.

CDU-General Herrmann Gröhe übernahm gestern die Präsentation der Kampagne. Man wolle die gute Lage Deutschlands betonen, sagte er. „Es geht darum, dass alle ihren Beitrag dafür leisten, dass Deutschland ein erfolgreiches Land bleibt.“ Zentraler Slogan ist „Gemeinsam erfolgreich“, die Themen werden variiert: Mal albern Vater, Mutter und Tochter beim Pfannkuchenwerfen in der Küche herum (Thema Familie), mal strahlt die Oma ihre Enkelin an (Thema Generationengerechtigkeit), mal lachen der Meister und seine Auszubildende um die Wette (Thema Arbeit).

Die SPD-Botschaft läuft da genau anders: Hier guckt eine Familie sorgenvoll in die Kameras (Thema Miete), da eine Alleinerziehende ohne Krippenplatz (Thema Familie), ein Hausmeister und eine Reinigungskraft blicken ernst (Thema Arbeit/Mindestlohn), ein halbwegs neutrales, aber auch nicht sonderlich glückliches Rentnerpaar fordert ein „Alter ohne Armut“ (Thema Generationengerechtigkeit).

Bei der CDU sollen in den nächsten Wochen erstmal die Sachthemen plakatiert werden, erklärte Gröhe, dann werde sich die Kampagne immer mehr auf Bundeskanzlerin Angela Merkel konzentrieren. Botschaft: unsere solide Kanzlerin.

Allerdings: Wenn Sie ein Merkel-Plakat am Straßenrand sehen, könnte es auch eins von der SPD sein – denn auch die Roten kleben Bundeskanzlerin Angela Merkel, und zwar gleich in mehreren Motiven. Merkel – Spitzname „Mutti“ – überall.

Das ist bei Experten nicht unumstritten: „,Negative Campaigning’ ist immer eine riskante Strategie“, erklärt Professor Guido Zurstiege vom Institut für Medienwissenschaften der Uni Tübingen. „Der Urheber steht schnell als missgünstig, neidisch und letztendlich programmlos da. Es kann Sinn machen, wenn man gegen den Kanzlerin-Bonus anwerben will – aber es kann auch zum Bumerang werden.“

Braucht es überhaupt noch geklebte Plakate in Zeiten von Internet und Fernsehen? Zurstiege sagt eindeutig Ja. „Die pure Präsenz von Plakaten wirkt schon. Die Werbeforschung zeigt, dass Menschen eine Sache schon alleine dadurch positiver bewerten, dass man sie immer wieder damit konfrontiert. Dinge, die man kennt, mag man lieber als Dinge, die man nicht kennt – das Gehirn muss dann weniger Energie darauf verwenden, sie einzuordnen.“

Auf die CDU-Kampagne gab es verhaltene Reaktionen – gelegentlich wurde über die Bratpfanne gespottet, das größere Thema in den politischen Ecken der sozialen Netzwerke war aber die Forderung der Grünen nach einem Vegetarier-Tag (S. 6). Das mag durchaus im Sinne der CDU sein, die nach wie vor einen möglichst konflikt- und geräuscharmen Wahlkampf machen will. Da passt die Botschaft, dass alles gut ist – angesichts der republikweiten Hochsommer-Ferienstimmung zumal. Die gleiche Stimmungsfarbe verbreiten auch die TV-Spots der CDU, wo, so die FAZ, „die Sonne aufgeht und glückliche Menschen steigen aus den Betten, putzen schneeweiße Zähne, selbst das Frühstück scheint sie anzulächeln, währenddessen sitzt Bundeskanzlerin Angela Merkel, längst angezogen und frisiert, an einem Tisch im Kanzleramt und trinkt Kaffee“.

CDU-General Herrmann Gröhe kündigte gestern allerdings unverdrossen einen Wahlkampf an, „zu dem auch die klare Kante, die harte Auseinandersetzung gehört“.

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