Wahljahr 2013: Die Körpersprache der Spitzenkandidaten

Es kommt auf viel mehr an als das gesprochene Wort. Die Spitzenkandidaten der großen Parteien im Bund und in Bayern in der Körperanalyse.
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Emotionslos, aber Selbstsicher: Für Michael Moesslang ist Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die klare Favoriten auf Bundesebene.
dpa | Foto: Jens Wolf 4 Emotionslos, aber Selbstsicher: Für Michael Moesslang ist Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die klare Favoriten auf Bundesebene.
Licht und viel Schatten prägen die Körpersprache von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. So hat er keine Chance gegen Frau Merkel.
dpa | Foto: Daniel Reinhardt 4 Licht und viel Schatten prägen die Körpersprache von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. So hat er keine Chance gegen Frau Merkel.
Brust raus und Schultern zurück - das wäre der Tipp für Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) von Körperanlyseexperte Moesslang.
az | Foto: Martha Schlüter 4 Brust raus und Schultern zurück - das wäre der Tipp für Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) von Körperanlyseexperte Moesslang.
Die Art zu sprechen ist das Markenzeichen von Christian Ude (SPD Bayern). Darin liegt für Experte Moesslang aber ein gewissen Risiko.
dpa | Foto: Daniel Karmann 4 Die Art zu sprechen ist das Markenzeichen von Christian Ude (SPD Bayern). Darin liegt für Experte Moesslang aber ein gewissen Risiko.

Es kommt auf viel mehr an als das gesprochene Wort. Die Spitzenkandidaten der großen Parteien im Bund und in Bayern in der Körperanalyse.

München - Klar kommt es auf die Inhalte an – aber eben auch darauf, wer sie wie vertritt und, ja, verkauft. Michael Moesslang, professioneller Coach und Experte, hat die vier Spitzenkandidaten der großen Parteien im Bund und in Bayern analysiert: ihre Körpersprache, ihr Duktus, ihre Mimik, ihre Rhetorik. Die Ergebnisse hat er gestern in München vorgestellt.

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Sein Fazit: Horst Seehofer und Christian Ude können sich in dieser Kategorie das Wasser reichen – auf Bundesebene dagegen lässt Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Herausforderer Peer Steinbrück weit hinter sich. Genau das, so Moesslang, erkläre auch den massiven Unterschied in den direkten Umfragewerten der beiden Politiker. Die AZ stellt seine Analysen der vier Kandidaten vor. 


Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin

 Stärken: Sie hat sich unglaublich verändert. Je länger sie an der Macht ist, desto selbstsicherer ist sie geworden – und das setzt sie nun bewusst ein, um Souveränität auszustrahlen. Neben ihrem klassischen Markenzeichen, den zur Raute zusammengelegten Händen, entwickelt sie jetzt ein zweites: ihre Mimik und ihren trockenen Humor. Das hat sie früher immer absichtlich verborgen, jetzt setzt sie beides öffentlich ein. Sie schneidet Grimassen, zeigt Selbstironie – als Beleg zeigt Moesslang ein Video, wie Merkel schildert, dass sie als Physikerin in der DDR doch recht viel Zeit zum Schweigen hatte und deswegen jetzt gern redet. In der Gestik verzichtet sie auf zu viel Kämpferisches – „gut für sie: jedes Mal, wenn sie es doch tut, merkt man, wie unwohl sie sich dabei fühlt“, so der Experte.

Schwächen: Bei manchen Reden denke er sich: „Mein Gott, ist die emotionslos“, sagt Moesslang. Oft trägt sie Dinge so trocken vor, dass man den Eindruck haben könnte, ein Beamter lese Verlautbarungen ab. Einen Tick mehr Emotion täte ihr gut.

Fazit: Im direkten Duell mit Steinbrück hält er Merkel für die klare Siegerin.

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Peer Steinbrück, SPD-Kanzlerkandidat

Stärken: Er ist rhetorisch sehr gut, er formuliert geschliffen, er hat gute Bilder – man merkt, dass er mal Redenschreiber war.

Schwächen: Hier hat Moesslang sehr viel anzumerken – immerhin ist es auch seine These, dass Steinbrück deswegen so schlecht dasteht, weil er so wenig darauf achtet, wie er wirkt. Er will nicht sympathisch sein, sondern durch Argumente punkten. Nur: Man lässt sich viel schwerer überzeugen, wenn man den Absender nicht mag (und ist viel schneller bereit, sich über jedes Fehlerchen aufzuregen). Steinbrück lächelt fast nie, meist presst er die Lippen nach innen, und wenn er es doch mal tut, wirkt es angestrengt. In der Gestik folgt er der alten Schule: schlagende Hand, stechender Zeigefinger. Aber, so Moesslang: „Die Leute wollen heute jemanden, der Vertrauenswürdigkeit ausstrahlt, nicht Aggression.“ Als Steinbrück mal fast die Tränen kamen, „da ist zum ersten Mal der Mensch durchgeschimmert, den er sonst verbirgt“.

Fazit: Da verschenkt jemand viele Inhalte.

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Horst Seehofer (CSU), Ministerpräsident

 

Stärken: Der Experte sieht überraschend viele Ähnlichkeiten zu seinem Herausforderer Ude. Auch er lächelt ungewöhnlich viel für einen Mann, auch er setzt viel Humor – ein ungemein wichtiges Instrument, um Sympathie zu schaffen – ein. Bei ihm wirkt es noch extra-schelmisch. Er tritt meistens alles andere als kämpferisch auf, man hat eher den Eindruck eines normalen Gesprächs als einer Kampfansage. Deswegen spielt er das als Stärke aus: Er sucht jetzt im Wahlkampf bewusst oft den Dialog, in einer Sprache, die jeder Bürger versteht.

Schwächen: Da ist zum einen die Körperhaltung – offenbar schämt er sich seiner Größe. Wenn er auf ein Rednerpult zugeht, sieht man, wie er die Schultern einzieht, er macht sich kleiner und wirkt eingesunken. Zum anderen: Er kann sich nicht gut auf eine Person konzentrieren. Wenn er im Gespräch mit Bürgern ist, scannt er schon die Umgebung nach dem nächsten.

Fazit: Mit seinem Kontrahenten gleichauf – beide haben trotz Schwächen viel Ausstrahlung

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Christian Ude, SPD-Spitzenkandidat Bayern

 

Stärken: Er lächelt viel – anders als die meisten Männer, die das zu selten tun. Und er kann es auch, es ist echt. Das bewirkt beim Zuhörer eine Dopamin-Ausschüttung. Er hat viel Humor und setzt ihn gern ein. Und: Er kann unheimlich gut mit Menschen aufgehen, er geht auf sie zu, hört ihnen zu und ist dann auch voll bei ihnen. Weitere Stärke: Seine Redeweise ist so exakt und unvernuschelt, dass man ihm sehr gut folgen kann.

Schwächen: Seine Art zu Sprechen hat aber auch Risiken: Er redet extrem abgehackt, fast gepresst. Das kann sogar wieder ein Vorteil sein, weil sein Duktus so auffällig ist, dass es fast zu einem unverwechselbaren Markenzeichen geworden ist – er braucht im Radio eigentlich nie anmoderiert werden. Aber: Wenn jemand jedes einzelne Wort so betont, fällt keines mehr auf – weil er nicht akzentuiert. In der Körpersprache setzt er zu wenig Gesten ein. Wenn er es tut, macht er es schon gut. Aber viel zu oft hält er sich am Redepult fest.

Fazit: In punkto Ausstrahlung und Sympathie ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Seehofer.

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