Wahlen in Afghanistan: Niedrige Beteiligung und Anschläge

Die Parlamentswahlen in Afghanistan wurde von mehreren Anschlägen überschattet. Mindestens 14 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Mit einem Wahlergebnis wird nicht vor Oktober gerechnet.
von  Abendzeitung
Wähler in Afghanistan
Wähler in Afghanistan © dpa

KABUL - Die Parlamentswahlen in Afghanistan wurde von mehreren Anschlägen überschattet. Mindestens 14 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Mit einem Wahlergebnis wird nicht vor Oktober gerechnet.

Eine niedrige Wahlbeteiligung, Gewalt und Betrugsvorwürfe haben die Parlamentswahl in Afghanistan überschattet. Beobachter meldeten nach der Abstimmung am Samstag Zweifel an der Zuverlässigkeit der Ergebnisse an.

In internationalen Reaktionen überwog das Lob für die Wähler, die sich den Einschüchterungsversuchen der Taliban widersetzt hatten. Erste Ergebnisse dürften frühestens in einigen Tagen vorliegen.

Wahlbeobachter beschwerten sich unter anderem darüber, dass sich die Tinte, mit der die Finger der Wähler nach der Stimmabgabe gekennzeichnet wurden, abwaschen ließ. Außerdem durften an einigen Orten Personen mit offensichtlich gefälschten Dokumenten wählen. Die Stiftung für Freie und Faire Wahlen (FEFA), die mit 7.000 Mitarbeitern größte Beobachtergruppe, erklärte, sie habe "ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Qualität der Wahl".

Die Parlamentswahl gilt nach der umstrittenen Präsidentenwahl vom vergangenen Jahr als Chance für die Regierung, ihre Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Sollte die Bevölkerung das Wahlergebnis nicht akzeptieren, hätte dies tiefgreifende Auswirkungen – sowohl im In- als auch im Ausland.

Weniger Stimmen als vor einem Jahr abgegeben

Mit einer Bekanntgabe des Endergebnisses war nicht vor Anfang Oktober zu rechnen. Bevor feststeht, wer die 249 Parlamentssitze künftig innehat, dürften dann aber nochmals einige Wochen mit Untersuchung von Betrugsvorwürfen vergehen.

Wie die Wahlkommission am Samstagabend mitteilte, hatten in den knapp 90 Prozent der Wahllokale, von denen bereits eine Rückmeldung vorlag, 3,6 Millionen Afghanen ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung lag damit offenbar deutlich niedriger als bei der Präsidentenwahl vor gut einem Jahr. Damals waren sechs der insgesamt 17 Millionen Wahlberechtigten an die Urnen gegangen.

Bombenanschläge und Raketenangriffe

Raketenbeschuss und Bombenanschläge der Taliban verzögerten oder verhinderten die Öffnung einzelner Wahllokale. Das Innenministerium teilte mit, mindestens elf Zivilpersonen und drei Polizisten seien ums Leben gekommen. Insgesamt wurden 33 Bombenanschläge und 63 Raketenangriffe gezählt. Der Gouverneur der Provinz Kandahar entging nur knapp einem Anschlag, als er zwischen zwei Wahllokalen unterwegs war.

Vertreter der USA, der Vereinten Nationen und der Europäischen Union würdigten den Mut der Afghanen, die trotz Drohungen der Aufständischen zur Wahl gegangen waren. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle zollte den Wählern "großen Respekt". Er sprach am Samstag von einem wichtigen Tag für die Demokratie in Afghanistan. Die Wahl sei besser verlaufen als viele befürchtet hätten.

dapd, Heidi Vogt

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