Wahl in Libyen: Begeisterung und Störversuche

Die Libyer haben die erste landesweite Wahl nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi zu einem Fest gemacht.
dpa |
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Tripolis/Bengasi -  Frauen stießen in den Wahllokalen Freudentriller aus und verteilten Schokolade. Männer machten das Victory-Zeichen.

Vor Wahllokalen in der Hauptstadt Tripolis bildeten sich am Morgen lange Schlangen. Nur in einigen östlichen Städten gab es Störversuche von Anhängern der Föderalismusbewegung und Sympathisanten des alten Regimes. Der Allgemeine Nationalkongress löst den Übergangsrat ab, den Funktionäre und Aktivisten während der Revolution informell gebildet hatten. Die Abgeordneten sollen eine Übergangsregierung ernennen und die Wahl eines Verfassungsrates für Libyen vorbereiten.

Das Nachrichtenportal "Qurayna" meldete, in Gaminis, 45 Kilometer westlich von Bengasi, seien drei Wahllokale verwüstet worden. Am Freitag hatten Gegner des Urnengangs einen Hubschrauber der Wahlkommission in Bengasi beschossen. Nach Angaben eines Regierungssprechers starb dabei ein Mitarbeiter der Kommission. Zuvor hatten Demonstranten mehrere Öl-Terminals besetzt. In Adschdabija, wo es während der Revolution im vergangenen Jahr monatelang heftige Kämpfe gegeben hatte, wurden Wahlunterlagen verbrannt.

Der neue Allgemeine Nationalkongress wird 200 Abgeordnete haben. Um die Mandate bewerben sich insgesamt 3707 Kandidaten. 120 Mandate werden an Direktkandidaten vergeben, 80 Sitze gehen an die Kandidaten politischer Bündnisse. Die ersten Ergebnisse aus einzelnen Städten werden frühestens am Sonntag erwartet.

Einige Wähler fotografierten nach der Stimmabgabe ihre mit Tinte aus dem Wahllokal gefärbten Finger. Analog zum Ruf der libyschen Revolutionäre "Erhebe dein Haupt, du bist ein freier Libyer!" riefen sie dabei: "Erhebe deinen Finger, du bist ein freier Libyer!".

Übergangsregierungschef Abdel Rahim al-Kib sagte während seiner Stimmabgabe zu Reportern: "Die ganze Welt wurde überrascht vom Erfolg der libyschen Revolution, und genauso wird sie überrascht werden vom Erfolg dieser Wahl." Auf die Frage nach den Störmanövern der Föderalisten sagte er: "Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung." Die Föderalisten beklagen die angebliche Benachteiligung der östlichen Gebiete und streben eine weitgehende Autonomie an. Zum Boykott der Wahl haben auch Gruppen aus dem Osten aufgerufen, die meinen, die Zahl der aus ihrer Region besetzten Sitze im Nationalkongress sei zu gering.

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