Wahl in Großbritannien: Der Bund der smarten Britpopper

Der noch amtierende Premier Gordon Brown machte den Weg frei, Nick Clegg und David Miliband nehmen die Einladung gerne an, aber sie tun sich schwer: Koalieren die Liberalen mit Labour?
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Nick Clegg - liberaler Demokrat
dpa Nick Clegg - liberaler Demokrat

LONDON - Der noch amtierende Premier Gordon Brown machte den Weg frei, Nick Clegg und David Miliband nehmen die Einladung gerne an, aber sie tun sich schwer: Koalieren die Liberalen mit Labour?

Großbritannien vibriert: Unter heftigen Geburtswehen versuchen die drei großen Parteien, die erste britische Koalitionsregierung seit Urzeiten auf die Beine zu stellen. Doch die mit solchen Fragen ungeübten Britpolitiker tun sich schwer. Quasi rund um die Uhr wird verhandelt – derzeit wahrscheinlichstes Ergebnis wäre ein Bündnis aus der linken Labour und den liberalen Demokraten von Nick Clegg.

Den Weg dafür hatte nach langem Taumeln der amtierende Labour-Premier Gordon Brown doch noch frei gemacht. Sichtlich widerwillig erklärte sich Brown in der Nacht zum Dienstag bereit, Parteivorsitz und Anspruch auf Regierungsführung niederzulegen. Als möglicher Nachfolger in Downing Street Nr. 10 gilt Außenminister David Miliband, der schon 2007 Ambitionen hatte. Der 44-Jährige tritt ähnlich smart auf wie der ein Jahr jüngere Clegg.

Mit seinem Rücktritt erfüllte Brown zwar eine Forderung von Clegg. Der hatte schon im Wahlkampf lautstark getönt, er werde keinesfalls mit Brown zusammenarbeiten. Doch Clegg hat noch weitere Wünsche. Der strittigste: Die Liberalen wollen eine Reform des Wahlrechts, schon aus Selbstschutz. Denn das geltende Mehrheitswahlrecht benachteiligt sie wie alle anderen kleineren Parteien massiv und hilft dafür den beiden großen, nämlich Labour und den konservativen Tories. Beide sollen also Federn lassen, wenn es nach Clegg geht. Das sorgt für Zündstoff in den Verhandlungen.

Ins Hintertreffen scheint bei der Links-Mitte-Annäherung David Cameron zu geraten, dessen Tories bei der Wahl vor einer knappen Woche eigentlich am besten abgeschnitten hatte. Er versuchte, Clegg noch einmal zu ködern: mit einem Angebot, das Volk in der umstrittenen Wahlrechtsfrage entscheiden zu lassen.

Den ganzen Tag über wurde die Stimmung immer hektischer. Nun sei die „Zeit der Entscheidung“ da, verlangte Cameron, „so schnell wie möglich“ müsse nun eine Regierung her, forderte Clegg. Aber auch am Abend wurde noch immer verhandelt.

Denn auch Labour tut sich nicht leicht mit einem Bündnis mit den Liberalen. Weil es im Parlament keine absolute Mehrheit hätte, wäre es auf Stimmen von walisischen, schottischen und nordirischen Nationalisten angewiesen. Und außerdem droht Labour ein zweites Mal in die Brown-Falle tappen. Schon dem scheidenden Premier hatte stets zu schaffen gemacht, dass er das Amt 2007 von Tony Blair übernommen hatte, ohne selbst zur Wahl gestanden zu sein. Wenn Miliband nun dasselbe tut, könnte ihn derselbe Makel irgendwann einholen.mue

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