Wählers Wunsch: "Nicht zu wählen, ist natürlich auch keine Option"

München - AZ-Interview mit Daniel Stöger: Der 41-jährige Vater dreier Kinder ist im niederbayerischen Obermotzing unter anderem Jugendtrainer im Fußballverein. Er arbeitet bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau.

AZ: Herr Stöger, Sie sind im Fußballverein und bei den Schützen engagiert. Was wünschen Sie sich fürs Ehrenamt von der neuen Regierung?
DANIEL STÖGER: Das Ehrenamt braucht Unterstützung, vor allem, was die Entlastung bei der Bürokratie angeht. Man müsste vieles einfacher machen, Hürden abbauen. Wenn sich schon Leute engagieren - und das ist ganz wichtig für das Dorfleben, für die Gemeinschaft gerade auf dem Land - sollten die sich nicht in einem Antrags- und Genehmigungs-Dschungel rumschlagen müssen. Das hält viele ab.
"Der Ehrenamtliche ist und bleibt der, der als Trainer am Platz steht"
Gerade der Sportbereich wird ja immer wieder von der Politik als wichtig betont, auch, was die Integration angeht.
Fußball schafft einen einfachen Zugang, klar. Sport funktioniert ja quasi weltübergreifend. Wir hier am Ort haben viel Zuzug, sei es aus umliegenden Städten oder von weiter weg. Da braucht es so einen Zugang, einen Bezugspunkt für Kinder und Jugendliche. Aber das ist ja einfach, wenn ein Kind zuschaut, fragen wir, ob es mitspielen möchte.
Braucht es da mehr Unterstützung von der Politik?
Da braucht es nicht viel Politik dafür, das hat meiner Meinung nach oft eher eine Blendwirkung, wenn da Politiker große Aktionen machen, Hochglanzfotos schießen lassen und Schirmherrschaften übernehmen - am Ende sind sie wieder weg und der Ehrenamtliche ist und bleibt der, der als Trainer am Platz steht und die Kinder zusammenbringt.
Was muss die neue Regierung anpacken? "Es gibt viele wichtige Themen"
Welche Themen sollte die neue Regierung Ihrer Meinung nach dringend angehen?
Es ist schwer, da eine Priorität anzusetzen, es gibt viele wichtige Themen, zum Beispiel die Unterstützung pflegender Angehöriger. Das ist ein individuelles Anliegen durch meinen Beruf, ich kümmere mich um Gesundheitsangebote für die grüne Branche. Gerade in der Landwirtschaft ist die Pflege daheim traditionell stark verankert. Da ist noch ein weiter Weg zu gehen, bis diese pflegenden Angehörigen genügend Unterstützung haben. Es braucht insgesamt tragende Lösungen auf langfristige Sicht, nicht nur von Wahlperiode zu Wahlperiode.
Wissen Sie denn schon, bei welcher Partei Sie am 26. September Ihr Kreuzchen setzen werden?
Ich tue mich noch hart eine klare Richtung auszumachen, mir drängt sich kein Programm momentan wirklich auf. Die Volksparteien nähern sich meiner Meinung nach einfach immer mehr an. Ich finde, es bräuchte eine stabile, klare Linie und konsequentes Handeln für eine stabile Zukunft, zum Beispiel bei der Rente. Sicher ist, dass ich keine radikale Partei, egal ob links oder rechts wähle, das ist das Schlimmste, so eine Protestwahl. Da kommt nichts raus außer eine Verschlechterung. Da fehlt es auch an Inhalten. Aber nicht zu wählen, das ist natürlich keine Option.