Wählers Wunsch: "Die finanzielle Not der Reinigungskräfte muss reduziert werden"

München - AZ-Interview mit Romy Schneider: Sie ist selbstständige Reinigungskraft in München. Was wünscht sie sich von der nächsten Regierung?
AZ: Frau Schneider, Sie arbeiten in München als Reinigungskraft. Was erwarten Sie von der neuen Regierung?
Romy Schneider: Für angestellte Reinigungskräfte würde ich mir wünschen, dass beim Mindestlohn einbezogen wird, wie schwer Reinigungskräfte körperlich arbeiten. Im Grunde können sie dadurch nur sechs Stunden am Tag arbeiten. Beim Mindestlohn sollten daher die zwei fehlenden Stunden mitreingedacht werden. Zu den sechs Stunden reines Putzen kommen als mobile Reinigungskraft noch die Zeiten dazu, die man unterwegs ist - das macht am Ende Arbeitstage von zwölf bis 13 Stunden. Es ist für Reinigungskräfte einfach viel zu wenig Geld.

Reinigungskräfte sollten 18 Euro pro Stunde verdienen
Wie viel müssten sie denn pro Stunde verdienen?
Als Selbstständige müsste man 24 Euro nehmen, weil man die riesigen Kosten mit Krankenversicherung, Steuer und mehr hat. So viel bekomme ich aber nicht. Die 16 Euro, die ich früher bei einer Firma bekommen habe, waren knapp. Es müssten also eigentlich rund 18 Euro für ausgebildete Kräfte sein.
Kann man sich als Reinigungskraft das Leben in München überhaupt gut leisten?
Nein. Wenn ich nicht die Unterstützung meines Sohnes hätte, mit dem ich mir die Wohnung und auch die Kosten fürs Essen teile, könnte ich hier nicht bleiben.
Und trotzdem halten Sie an Ihrem Job fest?
Ich liebe meine Arbeit so sehr, ich mache die Kunden glücklich und das macht mich wiederum glücklich. Ich würde diese Arbeit aber gern mit mehr staatlicher Unterstützung machen.
Schwarzarbeit bei Reinigungskräften liegt bei 80 Prozent
Was sind weitere Probleme?
Die Steuer zum Beispiel. Ich habe die Stunden, die ich unterwegs bin, beim Finanzamt mitangegeben, das wird aber nicht anerkannt. Obwohl ich von Früh bis Spät unterwegs bin. Ich finde, man müsste einen gewissen Betrag miteinrechnen dürfen. Was mich auch stört, ist, dass die Reinigungsleistung bei Erkrankten nicht vollständig von der Krankenkasse getragen wird. Ich hatte bisher keinen einzigen Auftrag, bei dem der Kranke nicht noch aus seiner eigenen Tasche etwas dazu geben musste, damit bei ihm sauber gemacht wird.
Wie sieht es mit dem Thema Schwarzarbeit in Ihrer Branche aus?
Die liegt bei 80 Prozent. Dieses Problem könnte man angehen, indem man eben die finanzielle Not, in die Reinigungskräfte geraten, reduziert. In so einem harten Handwerk, das sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, könnte die Regierung sagen: Wir nehmen nicht so viel Steuern von euch, wir unterstützen die Hilfstätigkeiten für diejenigen, die ihre Wohnung etwa durch Krankheitsfälle nicht reinigen können. Ich finde es schon aus hygienepolitischen Gründen wichtig, dass Reinigungskräfte über die Runden kommen können, ohne dass sie sich überlegen müssen: Wo kriege ich jetzt noch Geld her?
"Es muss sich was für die Erde ändern - ich wähle also Grün"
Wissen Sie schon, wen Sie wählen werden?
Ja. Ich habe die Situation im Ahrtal betrachtet und ich bin der Meinung: Es muss sich für die Erde etwas ändern, wir können das nicht so weiterlaufen lassen. Ich wähle also Grün. Eigentlich sollten aber alle Parteien jetzt etwas für den Klimaschutz tun. Ich wünsche mir, dass sich alle an einen Runden Tisch setzen und diese große Herausforderung anpacken.