Vor Sturm auf Mossul: Sorge vor neuem Flüchtlingsdrama
Hilfsorganisationen warnen vor einem neuen Flüchtlingsdrama im Zuge der geplanten Offensive auf die nordirakische IS-Hochburg Mossul.
Erbil - Hilfsorganisationen wie das Flüchtlingshilfswerk UNHCR rechnen nach eigenen Angaben mit bis zu 700 000 Menschen, die fliehen und auf humanitäre Hilfe angewiesen sein könnten, wenn die nordirakische Stadt Mossul gestürmt werden sollte. Die IS-Hochburg soll von verschiedenen Gruppen in Kürze zurückerobert werden.
Bislang gebe es in Notfalllagern Plätze für rund 51 000 Menschen, sagte der Sprecher der Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council (NRC), Karl Schembri, der Deutschen Presse-Agentur. Im Bau oder in Planung seien Notfalllager für rund 230 000 Menschen.
"Das ist eine riesige Lücke", erklärte er. "In dem Moment, in dem ein solcher Strom von Menschen kommt, wird die Lage chaotisch werden." Einige Notfalllager seien nicht geeignet, weil sie zu nahe an der Front lägen und deswegen für Helfer nicht zu erreichen seien.
Auch ein Bombenanschlag an der syrisch-türkischen Grenze zeigt, dass die Region in Aufruhr ist.
Zudem sei die humanitäre Hilfe im Irak chronisch unterfinanziert. "Seit Jahren haben wir dort Hunderttausende Vertriebene, aber nicht genug finanzielle Mittel", sagte Schembri. "Der Irak wird nur als Sicherheitsfrage wahrgenommen." Der UNHCR benötigt für die Versorgung der Mossul-Flüchtlinge nach eigenen Angaben rund 200 Millionen US-Dollar, hat davon aber bisher nur rund ein Drittel erhalten.
Mossul ist die letzte Bastion der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak. Derzeit formiert sich in der Region eine Allianz verschiedener Kräfte, die die Stadt befreien will. Beobachter halten einen Beginn der Offensive noch in diesem Monat für möglich.
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