Vor dem Euro-Krisengipfel: Seehofer mosert gegen Merkel

MÜNCHEN - CSU-Chef Horst Seehofer droht, die Sondersitzung des Kabinetts, auf der Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag die Euro-Hilfen bereits beschließen will, platzen zu lassen. In der CSU-Vorstandssitzung schimpfte er gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel...
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe die CSU „unzureichend“ über die Euro-Krise informiert und die Schwesterpartei nicht einmal an dem Krisengipfel am Sonntagabend in Berlin beteiligt, so Seehofer. Auch bei der Schaltkonferenz am Montagmorgen habe ihn Bundeskanzlerin Angela Merkel bei seinen Nachfragen abgebügelt, sagte er nach Angaben von Teilnehmern im CSU-Vorstand. Am Sonntag hatten die europäischen Finanzminister in einer beispiellosen Aktion einen 720-Milliarden-Abwehrschirm gegen Euro-Spekulanten aufgestellt.
Bei der CSU herrschte am Tag danach Ratlosigkeit. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg fragte beim Parteichef nach, wie sich denn die CSU-Minister am Dienstag im Kabinett zu dem Euro-Paket verhalten sollen? Seehofer wollte noch einmal mit Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel reden – auch über eine Verschiebung der Sitzung. „Das muss sorgfältig und nicht hektisch entschieden werden“, sagte er im Parteivorstand. Für ihre Zustimmung stellt die CSU drei Bedingungen: Die Stabilitätskriterien müssen stärker eingehalten werden. Die Gläubigerbanken sollen stärker beteiligt werden. Es ginge nicht an, dass sie ihre vollen Zinsen bekommen und der Steuerzahler die Zeche zahle. Dazu fordert die CSU eine Finanzmarktregulierung.
„Psychologische Hilfe“ bei der völlig verunsicherten Bevölkerung, die um ihr Erspartes bangt, sollen nun die beiden Ehrenvorsitzenden Ex-Finanzminister Theodor Waigel, der Vater des Euro, und Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber leisten. Sie sollen bei den Bürgern Vertrauen in Sachen Euro aufbauen. Auch Altkanzler Helmut Schmidt war dafür bei der CSU im Gespräch. Das allerdings stieß im Vorstand auf geteilte Begeisterung. Dort hieß es: „Ob ausgerechnet die uns jetzt noch helfen können?“
bö