Von wegen „I’ll be back“ - Der Terminator geht in Rente
Arnold Schwarzenegger, vom Steirer Bua über Hollywood zum Gouverneur von Kalifornien aufgestiegen, muss abtreten. Und auf der politischen Bühne gibt’s kein Happy End für ihn
Auch Superhelden werden alt, sie müssen in Pension, werden nicht mehr gebraucht. Die Realität ist anders als Hollywood. Arnold Schwarzenegger erfährt das gerade. Der „Terminator“ kann nicht wiedergewählt werden, er scheidet am 2. November aus dem Amt des Gouverneurs von Kalifornien. Und: Es gibt kein Happy End.
Seine „Terminator“-Sprüche brachte Arnold Schwarzenegger auch als Gouverneur immer wieder. Doch nun sind die flotten Kampfansagen „I'll be back“ und „Hasta la vista, Baby!“ verstummt. Es gibt keine Rückkehr für den „Governator“.
Nach zwei Amtszeiten tritt der 63-Jährige von der politischen Bühne in Sacramento ab. Am 2. November wird ein Nachfolger gewählt, im Januar muss Schwarzenegger gehen.
„Wir müssen Kalifornien wieder zu dem machen, was es einmal war“, tönte der gebürtige „Steirer Bua“ im Wahlkampfjahr 2003. Er werde kräftig „aufräumen“, die Wirtschaft ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen und das Milliardendefizit in der Haushaltskasse abbauen.
Die Kalifornier liebten den Selfmade-Man, dessen Namen sie kaum aussprechen konnten. Der Mann aus Thal bei Graz lebte den amerikanischen Traum vor. Aus Österreichs Bergen über Münchner Fitness-Studios nach „Kählifornia“. So charmant war sein Alpenakzent! Und die Mehrheit wollte mitträumen: „Let’s bring California Back“ war sein Slogan. Sie wählten den Terminator 2003 zum ersten Mal.
Damals löste der Hollywoodstar und Republikaner den höchst unpopulären Demokraten Gray Davis ab. Dem wurde vorgeworfen, den Staat mit seinen knapp 40 Millionen Einwohnern an den Rand des Ruins getrieben zu haben. Und jetzt, sieben Jahre später, muss sich Schwarzenegger dasselbe anhören. Sein Beliebtheitsgrad als Gouverneur ist so niedrig wie der von Davis bei dessen Rauswurf 2003.
„Man fährt durch Sacramento und Leute schimpfen durchs Fenster auf einen ein“, räumte der Ex-Held kürzlich kleinlaut in der „New York Times“ ein. Welch ein Unterschied zur Arniemania, zu den Jubelcorsos und den großen Auftritten an der Seite seiner Parteifreunde Bush und Reagan.
Dabei hatte er zu den eisenharten Bush-Konservativen immer Distanz gehalten. Aber die Zeiten, dass Politstrategen bedauerten, Schwarzenegger nicht zum Präsidenten machen zu können, scheinen Jahrhunderte her.
Nur im Ausland lebt der Mythos noch. Sowohl Britanniens neuer Premier David Cameron als auch Russlands Präsident Medwedew lassen sich noch in den letzten Tagen der Amtszeit gerne mit dem Filmhelden ihrer Jugend fotografieren. Zuhause ist der Lack ab.
Zunächst erwies sich der Unverwundbare als verwundbar. Seine Versuche, die zehntgrößte Volkswirtschaft der Erde – Kalifornien hat ungefähr die Wirtschaftskraft von Frankreich – aus der Krise zu holen, scheiterten. Auch privat lief’s nicht so gut. Er fiel 2006 vom Motorrad und schlug sich die Lippe auf. Er stürzte beim Skifahren und brach sich einen Oberschenkel. Die Bilder von Arnie im Krankenhauskittel und mit dicker Lippe machen sich nicht so gut.
Und die aktuelle Rezession hat Schwarzeneggers Wahlheimat schwerer getroffen als die anderen US-Bundesstaaten. Kalifornien liegt mit einer Arbeitslosenquote von mehr als 12 Prozent, mit der höchsten Zahl von Zwangsversteigerungen nach dem Kollaps des Immobilienmarktes und bei der Größe des Milliardendefizits in der Haushaltskasse vorn. Es sieht duster aus im Sunshine- State. Von allen Seiten hagelt es Kritik an Schwarzenegger, den niemand mehr „Arnie“ nennt. Die Linke kreidet ihm Kürzungen im Sozialbereich an, die Rechte beschimpft ihn als „Rino“, als „Republican in name only“. Er sei ein verkappter Demokrat, der zu viel Geld in Umweltprogramme stecke, statt die Wirtschaft zu stärken. Dass er mit Maria Shriver, der Nichte von Robert Kennedy verheiratet ist und damit Mitglied im Clan des demokratischen Hochadels, das macht den Governator zusätzlich verdächtig. Er hat resigniert.
Aus dem Wettstreit seiner möglichen Nachfolger, der Republikanerin Meg Whitman und des Demokraten Jerry Brown, hält sich Schwarzenegger demonstrativ heraus. Man hätte erwarten können, dass er seiner Parteigenossin unter die Arme greift, doch bisher gab es nur Seitenhiebe. Sie distanzierte sich von ihm. Er sei „in erster Linie ein Schauspieler“, der als Gouverneur weniger Erfolg hatte, mäkelte Whitman.
Schwarzenegger war als politischer Außenseiter und Hollywood- Held angetreten, Whitman präsentiert sich als Selfmade-Heldin aus Silicon Valley. Die blonde Mittfünfzigerin baute das Internetauktionshaus Ebay auf und wurde zur Milliardärin. Mehr als 140 Millionen Dollar hat sie aus eigener Tasche in die Wahlschlacht gesteckt. Es ist – von Präsidentschaftswahlen abgesehen – das teuerste Rennen in der Geschichte der USA.
Ihr demokratischer Widersacher ist ein Karrierepolitiker mit einer schillernden Vergangenheit. Jerry Brown, derzeit Justizminister, war bereits von 1975 bis 1983 kalifornischer Gouverneur. Damals der Jüngste, heute wäre er mit 72 Jahren der Älteste. Letzten Wählerumfragen zufolge hat Brown derzeit die Nase vorn.
Whitman verlor Punkte, als kürzlich ans Licht kam, dass sie jahrelang eine illegale Einwanderin aus Mexiko als Haushälterin beschäftigt hatte. Eine peinliche Enthüllung, denn die konservative Managerin hat es sich auf die Fahne geschrieben, den Zustrom von Immigranten zu kappen.
Eine seiner größten Errungenschaften als „grüner“ Gouverneur feierte Schwarzenegger 2006 mit der Unterzeichnung eines Gesetzes zur strikten Reduzierung von Treibhausgasen. Dies ist nun in Gefahr. Ob Schwarzenegger wieder in Hollywood anheuert, steht noch nicht fest. „Das hängt davon ab, ob jemand mit einem tollen Drehbuch vorbeikommt“, sagt der Mann, dessen Muskelspiel das schauspielerische Talent ersetzte.
Aber das Heer der Arbeitslosen wird er kaum vergrößern. Er wolle „ein oder zwei Bücher“ schreiben, sagt er. Vielleicht ist er ja doch bald wieder „back“.
Matthias Maus