Von Pierer wieder am Pranger

MÜNCHEN - Er gilt in der Siemens-Affäre noch nicht als Beschuldigter. Aber aus dem Schneider ist Ex-Siemens-Chef Heinrich von Pierer deswegen noch lange nicht. Jetzt wurden wieder neue Vorwürfe gegen ihn laut.
Pierer soll in ein Schmiergeld-Geschäft verwickelt gewesen sein, das sich in den neunziger Jahren in Argentinien abspielte. Er hat diesen Vorwurf zwar schonmal bestritten. Doch jetzt berichtet „Focus“: Ein ehemaliger Vorstand habe von Pierer durch eine neue Aussage schwer belastet. Siemens habe in Argentinien mit Schmiergeldern um einen Auftrag gekämpft. Dabei seien zehn Millionen Dollar geflossen (6,5 Millionen Euro). In das Geschäft sei der gesamte Zentralvorstand eingeweiht gewesen - also auch von Pierer. Konzern und Staatsanwaltschaft wollten den Bericht nicht kommentieren.
Unruhen wegen Sparprogramm
Die neuen Vorwürfe kommen für Siemens zu einem Zeitpunkt, zu dem in der Belegschaft ohnehin große Unruhe herrscht. Wegen des Sparprogramms, das Siemens-Chef Peter Löscher durchziehen will, befürchtet der Betriebsrat einen massiven Stellenabbau (AZ berichtete). Ein Siemens-Sprecher sagte am Wochenende: Man wolle bei der hauseigenen IT 300 Millionen Euro einsparen. Die Zahl der Konzerngesellschaften soll fast halbiert werden. Damit will Siemens doppelte Kosten im Rechnungswesen, in der Buchhaltung und den Rechtsabteilungen vermeiden. Der Betriebsrat fürchtet, dass tausende Jobs wegfallen könnten.
Doch auch ohne Jobstreichungen dürfte der Wirbel um Siemens in den nächsten Wochen anhalten. Am kommenden Montag beginnt in München der erste Prozess in der Schmiergeldaffäre. Dann soll die ehemalige Konzern-Spitze gegen Reinhard S. aussagen. Der Ex-Siemens-Manager soll die schwarzen Kassen in der Kommunikationssparte verwaltet haben. Als Zeugen sind dabei unter anderem geladen Ex-Zentralvorstand Thomas Ganswindt, Ex-Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger – und Heinrich von Pierer.