Von Edward Snowden fehlt derzeit jede Spur

Der in Moskau vermutete Ex-US-Geheimdienstler Edward Snowden ist nicht mit der Aeroflot-Mittagsmaschine von Russland nach Kuba geflogen.
von  dpa

Rätselraten im Spionagethriller: Der in Moskau vermutete Ex-US-Geheimdienstler Edward Snowden ist nicht mit der Aeroflot-Mittagsmaschine von Russland nach Kuba geflogen. Zuvor war die Information gestreut worden, der 30-Jährige wolle über Havanna nach Ecuador reisen, wo er einen Asylantrag gestellt habe.

Moskau - Rätselraten im Spionagethriller: Der in Moskau vermutete Ex-US-Geheimdienstler Edward Snowden ist nicht mit der Aeroflot-Mittagsmaschine von Russland nach Kuba geflogen. Zuvor war die Information gestreut worden, der 30-Jährige wolle über Havanna nach Ecuador reisen, wo er einen Asylantrag gestellt habe.

"Er ist nicht mit dieser Maschine geflogen", zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax eine nicht näher benannte Quelle bei der Fluggesellschaft Aeroflot. Über den Verbleib des 30-Jährigen gab es widersprüchliche Angaben. Während einige russische Medien berichteten, er habe das Land verlassen, behaupteten andere, Snowden halte sich im Transitbereich des Flughafens Moskau-Scheremetjewo auf.

Für eine Festnahme und eine Auslieferung an die USA sehe Russland keinen Grund, sagte der Menschenrechtsbeauftragte der russischen Regierung, Wladimir Lukin. "Die Amerikaner können nichts fordern. Wir können ihn übergeben - oder wir können ihn nicht übergeben." Die USA wollen Snowden wegen Geheimnisverrats fassen, weil er offengelegt hatte, wie der US-Geheimdienst NSA das Internet auskundschaftete.

Snowden war am Vortag von Hongkong nach Moskau gereist; Hongkong hatte ihn trotz eines US-Gesuchs zur Festnahme ziehen lassen. Die Enthüllungsplattform Wikileaks, die Snowden auf der Flucht unterstützt, teilte mit, dass dieser sich "auf einer sicheren Route" nach Ecuador befinde und von Diplomaten und Rechtsberatern von Wikileaks begleitet werde.

In Moskau hatte es am Montag zunächst geheißen, Snowden werde um 12.05 Uhr MESZ mit Aeroflot nach Havanna fliegen. Von Bord der Maschine berichteten dann mehrere Korrespondenten, dass der 30-Jährige zwar in Reihe 17 auf Fensterplatz A gebucht sei. Er selbst sei aber nicht gesichtet worden. In dem Flug mit der Nummer SU150 waren zwei Dutzend Medienvertreter.

Ecuador gewährt bereits dem Wikileaks-Gründer Julian Assange politisches Asyl, der diplomatische Geheimdokumente etwa über die Rolle der USA in den Kriegen im Irak und in Afghanistan veröffentlicht hatte. Assange sitzt seit über einem Jahr in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Auch er befürchtet, an die USA ausgeliefert zu werden.

Washington forderte Ecuador, Kuba und auch Venezuela auf, Snowden kein Asyl zu gewähren, wie der TV-Sender CNN unter Berufung auf einen hohen Regierungsbeamten berichtete. Zudem haben die USA nach CNN-Informationen den Pass des 30-Jährigen annulliert.

US-Außenminister John Kerry warnte China und Russland vor Konsequenzen für die gegenseitigen Beziehungen. Es wäre "zutiefst beunruhigend", wenn die Länder von den Reiseplänen Snowdens gewusst und wissentlich gegen gesetzliche Standards verstoßen hätten, sagte Kerry am Montag in Neu Delhi.

Moskauer Medien berichteten, dass Russland Snowden nicht festnehmen könne, weil er bei Interpol nicht zur Fahndung ausgeschrieben sei. Den Flughafen darf er den Berichten zufolge nicht ins Landesinnere verlassen, weil er kein russisches Visum hat.

Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño ließ durchblicken, dass seine Regierung den Asylantrag Snowdens wohlwollend prüfen werde. "Man spricht von Verrat, man muss sich fragen, wer wen verraten hat, wenn jemand seine Mitbürger über die Gefahren warnt, die uns alle bedrohen", sagte er auf einer Pressekonferenz in Hanoi. Seine Regierung lasse sich von den Prinzipien der Verfassung und den international anerkannten Menschenrechten leiten. Die Verfassung Ecuadors garantiere das Asylrecht und schließe eine Auslieferung aus.

In Hongkong hatte Snowden erstmals vor zwei Wochen massive Spionage der USA im Internet enthüllt und damit weltweit Empörung über die Geheimdienst-Praktiken ausgelöst. Vor seiner Abreise aus Hongkong legte er außerdem Dokumente über ein britisches Überwachungsprogramm im Internet sowie die Datenspionage von US-Diensten in China offen.

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