Von der Leyens Mogelpackung

Familienministerin Ursula von der Leyen verkauft das Elterngeld als Erfolg. Doch jetzt kommt heraus: Frau Ministerin trickst mit ihren Jubel-Zahlen. Ein Forscher hat sich die Elterngeld-Zahlen etwas genauer angeschaut.
von  Abendzeitung
Ursula von der Leyen feiert sich für ihr Elterngeld.
Ursula von der Leyen feiert sich für ihr Elterngeld. © dpa

Familienministerin Ursula von der Leyen verkauft das Elterngeld als Erfolg. Doch jetzt kommt heraus: Frau Ministerin trickst mit ihren Jubel-Zahlen. Ein Forscher hat sich die Elterngeld-Zahlen etwas genauer angeschaut.

MÜNCHEN Ursula von der Leyen feiert sich für ihr Elterngeld, wann immer sie kann: „Eins zu Null für Familien!“, jubelt die Familienministerin durch die Republik. Doch jetzt kommt heraus: Frau Ministerin trickst mit ihren Jubel-Zahlen. Arbeitsmarkt-Forscher Paul M. Schröder vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe“ (BIAJ) hat sich die Elterngeld-Statistik von 2007 etwas genauer angeschaut. Sein Ergebnis: Von der Leyens Botschaft ist bei den Chefs der Väter und Mütter überhaupt nicht angekommen.

Die Wahrheit über Vätermonate: Von der Leyen hebt gern den Anteil der Väter an den Elterngeld-Anträgen hervor: Immerhin 10,5 Prozent der bewilligten Anträge kamen 2007 von Männern. Wichtig sind jedoch nicht die Anträge, sondern die Zeit, die sich Männer um ihre Kinder kümmern. Wenn man alle Elternzeit-Monate danach betrachtet, wieviel Zeit von Vätern genommen wurden, ergibt sich: Nur 4,6 Prozent der Elterngeld-Zeit wurde von Männern genommen. „Die Hemmnisse in den Betrieben sind riesengroß. Väter werden nur als Fachkräfte gesehen, die fehlen, wenn sie sich um ihre Kinder kümmern“, sagt Christina Klemmer von der Böckler-Stiftung. Sie fordert: „Es muss als normal angesehen werden, dass Väter wegen einer wichtigen gesellschaftlichen Herausforderung beruflich kürzer treten.“

Die Wahrheit über das Alter der Elterngeld-Empfänger: Die Familienministerin freut sich darüber, „dass Mittel wie das Elterngeld greifen und gerade jungen Leuten Perspektiven bieten". Forscher Schröder fand heraus, dass das Alter der Elterngeld-Mütter von der Wirtschaftsstärke ihres Bundeslandes abhängt. In Sachsen-Anhalt sind 29 Prozent der Frauen, denen 2007 Elterngeld bewilligt wurde, jünger als 25 – im wirtschaftsstarken Bayern sind es nur 15 Prozent. Dass junge Leute im Freistaat vom Elterngeld profitieren, stimmt also nicht.

Die Wahrheit über die Höhe des Elterngeldes: Frauen bekommen viel weniger Elterngeld als Männer. Schröder schätzt: Ein Vater bekommt im Schnitt 946 Euro im Monat, eine Mutter nur 584 Euro. Das liegt daran, dass Männer im Schnitt mehr verdienen als Frauen. Das bedeutet aber auch: Nur wenig Väter wollen ihr Gehalt gegen Elterngeld eintauschen.

Maria Kathmann vom Deutschen Gewerkschaftsbund kritisiert, dass bei den Vätermonaten noch nicht „die gewünschte Anzahl“ mitmacht. Bald will der DGB der Familienministerin Vorschläge machen. Denkbar, so Kathmann, sei eine verpflichtende Teilung der Elternzeit: „Das Prinzip könnte sein: Halbe-Halbe – sonst verfällt der Anspruch.“

Volker ter Haseborg

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