Von der Leyen verteidigt Arbeitszeit bis 67
BERLIN - Die Bundesregierung geht von einem Job-Boom bei Älteren aus und hält an einer schrittweisen Einführung der Rente mit 67 fest. Kritik der SPD an diesem Plan wies Arbeitsministerin Ursula von der Leyen zurück.
Es stimme nicht, „dass wir eine anhaltend schlechte Situation für Ältere auf dem Arbeitsmarkt haben“, sagte die CDU-Politikerin der „Rheinischen Post“ vom Dienstag. Rentenexperten und Wirtschaftsforscher stärkten Schwarz-Gelb den Rücken.
Laut von der Leyen ist in den letzten fünf Jahren der Anteil der 60- bis 64-Jährigen in Arbeit um zwölf Prozentpunkte auf inzwischen 40 Prozent gestiegen. „Angesichts der großen Zahl gut ausgebildeter Älterer und des zunehmenden Fachkräftemangels muss man kein Prophet sein, um zu sagen: Dieser deutliche Trend wird anhalten“, sagte die CDU-Politikerin. Die Zahlen, auf die sich SPD-Chef Sigmar Gabriel bezog, nannte sie „Schnee von gestern“.
Gabriel hatte gesagt, solange es nicht gelinge, tatsächlich den Anteil derjenigen zu erhöhen, die zwischen 60 und 64 arbeiten, könne die Rente mit 67 nicht ab 2012 eingeführt werden. Sonst sei der Beschluss nichts anderes als eine Rentenkürzung. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier hatte dem widersprochen. Der „Passauer Neuen Presse“ sagte er jedoch, die SPD lasse sich „da keinen Grundsatzstreit einreden“.
Unterstützung erhielt Gabriel vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und früheren SPD-Chef Kurt Beck. „Wir müssen zuerst einen Nachweis führen, dass Leute, die länger arbeiten sollen, auch eine Chance dazu haben“, sagte er dem „Handelsblatt“. „Erst dann sollten wir ansetzen, dauerhaft und zukunftsgerichtet auf die demografische Veränderung zu reagieren.“ Beck schlug vor, dass die Tarifparteien künftig Rentenkonten einrichten sollten. Die Altersgrenze für die Regelaltersrente soll zwischen 2012 und 2029 schrittweise von 65 Jahren auf 67 Jahre angehoben werden.
Experten sehen Ältere als Gewinner am Arbeitsmarkt
Nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind die beruflichen Chancen von Älteren jedoch ziemlich gut. „Die Älteren sind in den vergangenen zehn Jahren eindeutig die Gewinner am Arbeitsmarkt“, sagte DIW-Arbeitsmarktexperte Karl Brenke der „Frankfurter Rundschau“. Dies liege an politischen Korrekturen wie der Einschränkung der Frühverrentung und den Hartz-Reformen.
Geholfen hat laut Brenke auch eine Einstellungsänderung bei den Arbeitgebern: „Die Unternehmen kommen weg vom Jugendkult, weil sie angesichts des Fachkräftemangels die erfahrenen Leute brauchen.“ Auch bei Rentenexperten stieß Gabriels Vorschlag auf Kritik. „Ich halte das für Sommerloch-Populismus“, sagte der Leiter des Mannheimer Forschungsinstituts für Altersökonomie (MEA), Axel Börsch-Supan, der „Mitteldeutschen Zeitung“. Gabriel erwecke den fälschlichen Eindruck, als sollten bereits von 2012 an die Menschen bis zum 67. Lebensjahr arbeiten, tatsächlich sei dies aber erst 2029 der Fall.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) pflichtete dem bei. „Die schrittweise Anhebung des Rentenalters ist dringend erforderlich, damit die Rentenversicherung finanzierbar bleibt. Wir brauchen die Rente mit 67 auch, um den Rückgang unseres Arbeitskräftepotenzials zu begrenzen“, hieß es.
apn