Vom Asylbewerber zum Integrations-Experten

SPD-Spitzenkandidat Christian Ude beruft Mahmoud Al-Khatib (38) in sein Wahlkampfteam
von  mh
Christian Ude (li.) präsentierte heute seinen Integrations-Experten Mahmout Al Khatib
Christian Ude (li.) präsentierte heute seinen Integrations-Experten Mahmout Al Khatib

 

München Langsam schart er seinen Hofstaat um sich: Gestern berief SPD-Spitzenkandidat Christian Ude den gebürtigen Libanesen Mahmoud Al-Khatib in sein Wahlkampfteam. Der 23-Jährige, der als Kind acht Jahre in der Asylbewerberunterkunft in Neuburg an der Donau verbrachte, wird der Integrationsexperte sein. Wie schon Doris Aschenbrenner (27), die vor kurzem als netzpolitische Beraterin engagiert wurde, ist Al-Khatib in der Landespolitik ein unbeschriebenes Blatt. Nicht einmal Ude kannte ihn, wie er freimütig einräumte: „Da ging es mir wie Ihnen, der Name sagte mir zunächst nichts.“

Nach dem sich Ude über den 38-Jährigen informiert hatte, kam er zu dem Schluss: „Einen hochkarätigeren Experten, der es selbst am Leib erfahren hat, was Asylbewerber-Dasein in Bayern bedeutet, kann es gar nicht geben.“ Der Bub kam 1978 mit seinen Eltern und seinen sieben Geschwistern aus dem Libanon nach Deutschland. Acht Jahre verbrachten sie in dem Asylbewerberheim. Und machten negative Erfahrungen mit der Ausländerbehörde. Dort sei der Familie gesagt worden: „Ihr Pack gehört abgeschoben, ihr gehört in den Ofen.“ Der Rechtsanwalt – er ist Personalchef an der Regensburger Universität – wirft den Behörden vor, bislang die Menschenwürde nicht immer an die oberste Stelle zu setzen.

So fordert Al-Khatib unter anderem die Aufhebung des Arbeitsverbotes, das für Asylbewerber in den ersten Monaten gilt, die Abschaffung der Pflichtunterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft, und die Abschaffung der Essenspakete. Außerdem plädierte der SPD-Integrationsexperte dafür, allen Zuwanderern vom ersten Tag in Deutschland an Sprachkurse anzubieten. Im öffentlichen Dienst sollten zudem mehr Einwanderer eingestellt werden. „Sie finden kaum Migranten im öffentlichen Dienst. Das führt dazu, dass viele Migranten Angst haben vor Behörden.“ Pikant auch: „Der Libanese wird im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen Seehofers Gegenkandidat.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.