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Voll elektrisiert? Robert Habeck und Markus Söder streiten wegen Erneuerbarer Energien

Zahlen lügen eigentlich nicht: Um die Deutungshoheit bei den Erneuerbaren Energien gibt es dennoch oft Streit zwischen Bayern und dem Bund. Wer hat wirklich die Nase vorn?
von  Stefan Lange
Einig, sich nicht einig zu sein: Robert Habeck (re.), Bundeswirtschaftminister, und Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern.
Einig, sich nicht einig zu sein: Robert Habeck (re.), Bundeswirtschaftminister, und Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern. © Sven Hoppe/dpa

Berlin/München - Der Streit tobt gefühlt seit dem Bau der ersten Windkraftanlage: Wo wird die meiste Erneuerbare Energie erzeugt, im Norden oder im Süden? Es gibt unterschiedliche Berechnungsgrundlagen, aber gemessen an den absoluten Zahlen hat Bayern weiterhin die Nase vorn.

Aus Biomasse, Sonne und anderen Quellen erzeugt der Freistaat aktuell 28.069 Megawatt Strom, wie aus Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht. Sie wurden von der CSU-Landesgruppe erfragt und liegen der AZ exklusiv vor. Niedersachsen kommt demnach mit rund 20 534 Megawatt auf Platz zwei, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 16.478,9 Megawatt. Baden-Württemberg erzeugt 13.546 Megawatt.

Zuwachs in Solarenergie in Bayern höher als Windenergie in ganz Deutschland

Beim sogenannten Nettozubau bezieht sich das Wirtschaftsministerium auf das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur (Stand 20. Juni). Demnach war allein der Zubau in der Solarenergie in Bayern mit 1325,5 Megawatt deutlich höher als der Ausbau der Windenergie in Deutschland insgesamt (1016,8 MW) – was auch mit einem deutlichen Rückgang der Genehmigungen für Windkraftanlagen zu tun hat. Dieser wiederum bedingt sich in Teilen durch den schleppenden Netzausbau.

So ist Niedersachsen bei der installierten Leistung Wind mit deutlich mehr als 12.200 Megawatt weiterhin führend. Die Norddeutschen bekommen diese Energie mangels Kapazitäten aber oft nicht mehr in die Netze gespeist. Die Folge: Selbst bei gutem Wind werden Windkraftanlagen abgeschaltet.

Robert Habeck gibt Startschuss für "SuedLink" und fordert "mehr Tempo beim Netzausbau"

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gab vor diesem Hintergrund am Donnerstag den Startschuss für die Nord-Süd-Stromtrasse "SuedLink".

Sie gilt als ein Schlüsselprojekt der Energiewende und soll mit der Inbetriebnahme 2028 Strom aus dem windreichen Norden zu Verbrauchszentren im Süden Deutschlands transportieren. "Wir müssen gemeinsam für mehr Tempo beim Netzausbau sorgen", sagte Wirtschaftsminister Habeck.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) bei der Auftaktveranstaltung für den Bau des ersten Konverters für die SuedLink-Stromtrasse.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) bei der Auftaktveranstaltung für den Bau des ersten Konverters für die SuedLink-Stromtrasse. © picture alliance/dpa | Marijan Murat

Erneuerbare Energien: Markus Söder und Robert Habeck oft im Clinch

Der Grünen-Politiker und Vizekanzler verkniff sich Seitenhiebe auf die bayerische Landesregierung. Unter anderem wegen des Ausbaus der Windkraft ist er mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einige Male aneinandergeraten.

Wer die installierte EE-Leistung auf den Quadratkilometer umlegt, sieht in einigen Berechnungen Bayern eher am Ende. Bayern wiederum hat mit Abstand die größte Dynamik beim Ausbau von Erneuerbaren Energien.

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