Voll des Lobes für Cancún: Rettung in letzter Minute

Der Klimagipfel von Cancún bringt völlig unerwartete Erfolge: Um 3.31 Uhr morgens gelingt der Durchbruch. 193 Staaten einigen sich – gegen den beharrlichen Widerstand von Bolivien. Obama und Merkel sind zufrieden.
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„Hoffnung?“: Greenpeace-Aktivisten formieren sich am Strand von Cancún
dapd „Hoffnung?“: Greenpeace-Aktivisten formieren sich am Strand von Cancún

CANCUN - Der Klimagipfel von Cancún bringt völlig unerwartete Erfolge: Um 3.31 Uhr morgens gelingt der Durchbruch. 193 Staaten einigen sich – gegen den beharrlichen Widerstand von Bolivien. Obama und Merkel sind zufrieden.

Die Erwartungen gingen gegen Null, das Ergebnis ist überraschend gut: In letzter Minute hat der turbulente Klimagipfel von Cancún ein viel umfangreicheres Klimaschutzpaket verabschiedet als erwartet und geplant worden war. Die Welt war voll des Lobes für die resolute mexikanische Konferenzchefin Patricia Espinosa , ohne die es kein Abkommen gegeben hätte. Der Durchbruch ist vor allem ein psychologischer Erfolg: Der Klimaschutz ist wieder auf der Schiene.

„Mexiko hat exzellente Arbeit geleistet“, erklärte US-Präsident Barack Obama am Sonntag. „Das hat den Kampf gegen den Klimawandel vorangebracht.“ Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte: „Wir haben einen guten Schritt nach vorn gemacht. Das ist ein wichtiger Tag für den internationalen Klimaschutz.“ Ein neuer Geist sei entstanden, so müsse jetzt weitergemacht werden.

Rechtsverbindlich ist das Abkommen noch nicht, aber das stand in Cancún auch gar nicht auf der Tagesordnung. Ziel des Gipfels war, überhaupt den Verhandlungsprozess am Leben zu halten. Denn das Kyoto-Abkommen läuft demnächst aus, nach dem katastrophalen Gipfel von Kopenhagen sah es so aus, als ob ein Folgeabkommen kaum noch erreichbar sei.

Das hat sich nach dem Durchbruch von Cancún nun geändert. Zwei weitreichende Papiere wurden verabschiedet, als Basis für den nächsten Gipfel in Durban. Unter anderem wird erstmals das Zwei-Grad-Ziel verbindlich von der Weltgemeinschaft festgeschrieben. Einen Anstieg der Temperatur um mehr als zwei Grad Celsius halten Wissenschaftler für Mensch und Natur für gerade noch verkraftbar.

Ein großer Erfolg ist auch, dass erstmal auch die USA und China eingebunden sind. Möglich gemacht hat es ein kompliziertes Konstrukt aus zwei Listen mit Zielen. Um die Details soll dann in Durban gerungen werden, aber immerhin sind die beiden großen Klimasünder mit im Boot.

Geschaffen werden soll außerdem ein „Grüner Klimafonds“: Er soll bei der Weltbank angesiedelt und mit jährlich 100 Milliarden Dollar gefüllt werden, um ärmeren Ländern beim klimafreundlichen Entwickeln zu helfen. Die Einzahlungen sollen von Industrieländern kommen, aber auch aus „innovativen Quellen“ wie dem Emissionshandel.

Als entscheidend gilt neben den konkreten Punkten auch, dass sich erstmals 193 Länder einig waren, von Saudi-Arabien über Kuba bis China. Teilgenommen hatten allerdings 194 Länder: Bolivien hatte beharrlich und entschlossen bis zum Schluss gegen das Abkommen gekämpft. Es sei immer noch zu schwach, um „Mutter Erde zu retten“ und deswegen schädlich und als Ganzes abzulehnen, erklärte die Delegation von Präsident Evo Morales stur Stunde um Stunde. Um 3.31 Uhr nachts reichte es Konferenzchefin Espinosa dann. Unter gewagter Auslegung der Uno-Regeln – die Einstimmigkeit erfordern – verkündete sie, dass Boliviens Haltung zu Protokoll genommen werde, ließ den Hammer niedersausen und erklärte das Paket kurzerhand für „angenommen“.

Beifall gibt es von Klimaschützern: „Besser als erwartet“, lobte Greenpeace. Allerdings warnen Wissenschaftler auch, dass es noch ein weiter Weg ist: Mit den aktuellen Reduktionszielen der einzelnen Staaten steigt die Temperatur voraussichtlich um 3,8 Grad – und nicht um zwei, wie endlich vereinbart. Der November jedenfalls war weltweit der wärmste je gemessene. tan

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