Viele Tote bei Anschlag in Afghanistan
Kabul - Direkt an einem Krankenhaus im Distrikt Asra jagte ein Selbstmordattentäter am Samstag seinen mit Sprengstoff beladenen Wagen in die Luft. Der Anschlag löste international Bestürzung aus. Der afghanische Präsident Hamid Karsai sagte, dies sei das Werk "barbarischer und ignoranter Feinde Afghanistans".
Der Sprecher des Gouverneurs der Provinz Logar, Din Mohammed Darwisch, sagte am Nachmittag: "Nach dem jüngsten Bericht unseres Teams, das am Anschlagsort war, wurden 35 Menschen getötet und 23 weitere verletzt." Die Klinik sei vollständig zerstört worden. Helfer suchten unter den Trümmern nach Verschütteten. In dem am stärksten betroffenen Flügel des Krankenhauses seien vor allem Kinder behandelt worden.
Das Innenministerium verurteilte die Bluttat: "Die Terroristen haben unschuldige afghanische Zivilisten attackiert und leider ist dies einer der schlimmsten Anschläge der vergangenen Wochen." Die Nato-geführte Internationale Schutztruppe Isaf teilte mit, sie werde mit ihren afghanischen Partnern zusammenarbeiten, um die Hintermänner zu finden. Erst am Freitag waren bei einem Anschlag in der nordafghanischen Provinz Kundus zehn Menschen getötet worden.
Die Vereinten Nationen sprachen von einer verabscheuungswürdigen Tat. Auch regierungsfeindliche Elemente, ein Begriff für die radikalislamischen Taliban und andere militante Gruppen in Afghanistan, müssten gemäß internationalem humanitärem Recht Zivilisten schützen. "Das ist ein verabscheuungswürdiger Anschlag gegen Zivilisten, die medizinische Hilfe brauchten oder Angehörige besuchten, und gegen die Menschen, die im Krankenhaus arbeiten", sagte der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Staffan de Mistura.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte: "Diese ungeheuerliche Tat lässt jeglichen Respekt für Menschlichkeit vermissen. Das Ziel waren unschuldige Menschen: Kranke, Frauen und Kinder."
Die radikalislamischen Taliban wiesen jede Verantwortung für das Blutbad zurück. "Wir ermitteln gerade, wer hinter dem Anschlag steckt", sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Telefon und verwies ohne weitere Erklärung auf ausländische Geheimdienste.
Zivilisten gehören zu den Hauptleidtragenden des inzwischen fast zehnjährigen Krieges in Afghanistan. Allein im vergangenen Mai starben mehr als 360 Zivilisten - die weitaus meisten durch die Gewalt der Aufständischen, wie die Vereinten Nationen berichteten.
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