Viel Wahlkampf, ein bisserl Politik

Auf dem Nockherberg wurden die Politiker nicht nur derbleckt. Es wurde auch knallharte Politik gemacht. Und wie.
MÜNCHEN. CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer zog SPDChef Kurt Beck zur Seite, um mit ihm zu klären, was da in Hessen mit Andrea Ypsilanti und den Linken läuft. Und Grünen-Chefin Claudia Roth machte auf Schritt und Tritt Wahlkampf gegen die CSU. Sie nutzte jede Gelegenheit, die sich ihr bot, und schoss sich auf Chef Erwin Huber und dessen Landesbank-Desaster ein.
Noch am Mittwochabend in Berlin wollte Ramsauer eigentlich lospoltern gegen den Koalitionspartner SPD und dessen Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti in Hessen. Da waren Gerüchte laut geworden, dass die Rote sich nun doch von den Linken wählen lassen will und ihr Chef Kurt Beck gesagt haben soll: „Dann mach’s halt.“
„Das ist doch Quatsch“
Doch dann behielt Ramsauer, der in der CSU den Spitznamen „Alpenrumpelstilzchen“ hat, seine Schimpfkanonaden doch für sich und wollte erst mit Beck beim Starkbieranstich persönlich darüber reden. Ramsauer: „Bevor ich wetter’, will ich’s von ihm selber wissen.“ Beck stellte gleich klar: „Das ist doch Quatsch.“ Ramsauer: „Dann muss das aber auch klargestellt werden. Und zwar noch vor der Hamburg-Wahl.“
So schwer es die SPD derzeit mit den Linken hat – dafür hat CSU-Chef und Bayerns Finanzminister Erwin Huber die Landesbank- Affäre um 1,9 Milliarden Belastungen bei den aufgeblasenen US-Hypotheken am Hals wie ein Mühlstein. Grünen-Chefin Claudia Roth nutzte das auf dem Nockherberg aus.
In jede Kamera, in jedes Mikrofon sprach sie ihr Sprüchlein und diktierte es den Journalisten auch noch in den Block: „Ich wünsche mir, dass hier ein Beichtstuhl für den Erwin Huber aufgestellt wird, in dem er alles beichten muss, was er vergessen und verdrängt hat. Und die Absolution erhält er nicht.“ Doch damit wollte Claudia Roth noch nicht enden. Sie setzte noch nach. „Und Bauernopfer sollte man auch nicht bringen“, warnte sie mit einem Wink auf den Rauswurf von Landesbank- Chef Werner Schmidt, der als Schwabe ein Landsmann von ihr ist. „Bauern vergessen nichts, die können noch viel auspacken.“
Das sorgte unter manchen Gästen gleich für Irritationen. Unternehmerin Susanne Porsche fragte neugierig nach: „Was ist jetzt? Tritt der Huber zurück?“ Doch der musste auf dem Nockherberg kräftig einstecken.
Der "Schwiegermutter-Platz für Huber"
Zur Zeit läuft es nicht besonders für ihn. Sogar bei seinem Ehrenplatz hatte er Pech. Denn ausgerechnet Huber musste das Tischbein, den so genannten „Schwiegermutter- Platz“, an der langen zusammengestellten Tafel mit all den Super-VIPs zwischen die Beine nehmen. Und nicht einmal mit einer Maß Salvator konnte er dann den ganzen Frust hinunterschwoabn: Er musste wie ein Büßer Wasser trinken, um einen klaren Kopf zu behalten.
Denn vom Nockerberg ging’s direkt zurück in den Landtag. Dort nahm ihn nach dem Derblecken gleich noch die Opposition wegen der Landesbank in die Mangel.
Angela Böhm