Verzichten Sie!
Es wäre an der Zeit, dass uns Christian Wulff alle verblüfft. Nicht mit seinen Nehmerqualitäten. Die hat er als Ministerpräsident von Niedersachsen wohl ausreichend bewiesen. Sondern mit einem anderen Schritt: Er sollte auf den ihm zustehenden Ehrensold als Bundespräsident a. D. verzichten – und dadurch zumindest sein Wort halten.
Denn es war Wulff selbst, der vor der Wahl zum höchsten Repräsentanten der Bundesrepublik gesagt hatte, dass die Ehrensold-Regelung geändert werden sollte. Dass er – das jüngste Staatsoberhaupt der bundesdeutschen Geschichte – danach durch seiner eigenen Hände leben könne und wolle. Taten ließ er diesen Ankündigungen in seinen 597 Tagen Amtszeit nicht folgen. Vielleicht, weil er nicht mit diesem frühen Ende gerechnet hatte. Vielleicht, weil er es sich doch anders überlegt hatte und eine solche Änderung, die er hätte anregen müssen, doch nicht wollte.
Sei’s drum: Es spricht viel dafür, dass ihm diese Ruhestandsbezüge nach Recht und Gesetz zustehen. Der Ehrensold war eigentlich für ältere Herren gedacht, die nach fünf oder zehn Jahren im Amt auf diesem Wege eine Anerkennung erhalten sollten. Nun erhält ihn ein nach Bellevue abgeschobener Parteipolitiker nach 598 Tagen Amtszeit. Das ist bitter – vor allem weil es erneut den Eindruck verstärkt, dass Parlamentarier und Inhaber von politischen Ämtern sich Sofort-Renten sichern, von denen alle anderen Beschäftigten nur träumen können.