„Verstöße gegen Regeln und Redlichkeit“

  Was Verfassungsrechtler Felix Hanschmann Verteidigungsminister Guttenberg vorwirft  
von  Julia Lenders
Der Doktor der
Rechtswissenschaft
ist Mitherausgeber
der Fachzeitschrift
„Kritische Justiz“.
Der Doktor der Rechtswissenschaft ist Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Kritische Justiz“. © Privat

Was Verfassungsrechtler Felix Hanschmann Verteidigungsminister Guttenberg vorwirft

AZ: Wie kamen Sie dazu, die Doktorarbeit des Verteidigungsministers unter die Lupe zu nehmen?

FELIX HANSCHMANN: Mein Freund und Kollege Andreas Fischer- Lescano und ich haben die Dissertation aus rein wissenschaftlichem Interesse angeschaut. Dabei ist uns aufgefallen, dass es große Überschneidungen mit anderen Texten gibt. Dass aber keine oder keine ausreichenden Quellenangaben genannt sind.

Wie schwerwiegend sind die Urheberrechts-Verstöße?

In vergleichbaren Fällen haben die Verwaltungsgerichte die Entziehung des Doktorgrades durch die Universitäten bestätigt.

Glauben Sie, dass Guttenberg bewusst getrickst hat?

Das kann ich nicht sagen, weil ich nicht weiß, wie die Dissertation zustande kam. Es gibt Gerichtsentscheidungen, die es als Verschleierungstaktik werten, wenn man zum Beispiel eine Einleitung ändert und den darauffolgenden Text einfach übernimmt. Auch solche Passagen sind in Guttenbergs Doktorarbeit zu finden. Die Liste der kritischen Stellen ist mehrere Seiten lang.

Wie fanden Sie die Arbeit ansonsten?

Dazu möchte ich nichts sagen. Die Arbeit hat die Bestnote „summa cum laude“ bekommen, und sie ist immerhin von zwei renommierten Prüfern bewertet worden. Wir sind uns sehr sicher bei der Frage der Täuschung. Aber bei der Notengebung gibt es immer einen Spielraum.

Sie und Ihr Kollege sind Mitherausgeber der „Kritischen Justiz“ – einer Fachzeitschrift, die eher links verortet wird. War es Ihre Intention, Guttenberg politisch zu schaden?

Wir sind beide Wissenschaftler und haben die Dissertation allein aus wissenschaftlichem Interesse gelesen. In unserer Zeitschrift erscheint jetzt eine Rezension zu der Doktorarbeit. Aber wir haben uns bewusst dazu entschieden, auch eine größere Öffentlichkeit zu informieren, weil wir finden, dass Verstöße gegen wissenschaftliche Regeln und Redlichkeit skandalisiert werden sollten.

Wie oft haben Sie das Ganze geprüft, bevor Sie mit den Vorwürfen an die Medien gegangen sind?

Wir haben das Ganze in der Nacht auf Sonntag entdeckt. In den letzten Tagen wurde es mindestens drei Mal geprüft. Die Vorwürfe werden schwer zu entkräften sein.

 

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