Kommentar

Erbschaftssteuer: Rettet Omas Häuschen!

Die Erbschaftssteuer für Immobilien ist für viele Münchner zu hoch. Manche verschulden sich, um das geliebte Elternhaus zu halten, andere ziehen nach Generationen weg aus der Region. Der Bund muss handeln!
von  Tobias Lill
Wer in München oder dem Umland ein Haus erbt, weiß oft nicht, wie er die Erbschaftssteuer bezahlen soll – der Verkauf bleibt dann mitunter die einzige Lösung.
Wer in München oder dem Umland ein Haus erbt, weiß oft nicht, wie er die Erbschaftssteuer bezahlen soll – der Verkauf bleibt dann mitunter die einzige Lösung. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Omas Häuschen sollte in der Familie bleiben – über diesen Grundsatz sind sich in der Theorie alle Parteien einig. Doch in der Praxis klingt das Credo für viele Normalverdiener-Erben von Immobilien im Großraum München wie blanker Hohn. Sie wissen nicht, wie sie die Erbschaftssteuer bezahlen sollen.

Lange kannten die Häuserpreise vielerorts im Freistaat nur eine Richtung: nach oben. In München explodierten die Immobilienpreise zwischen 2009 und 2019 sogar um 153 Prozent. Die Freibeträge wurden dagegen seit 14 Jahren nicht angepasst. 400.000 Euro beim Erbe der Eltern sind flugs verbraucht. Manche verschulden sich, um das geliebte Elternhaus zu halten, andere ziehen nach Generationen weg aus der Region. Mietshäuser gehen an Heuschrecken, die die Mieten massiv erhöhen.

Erbschaftssteuer: Höhere Freibeträge erforderlich

Es braucht dringend höhere Freibeträge – diese regional zu bestimmen, ist eine gute Forderung der Staatsregierung. Doch die CSU muss sich den Vorwurf des billigen Wahlkampfs gefallen lassen. Denn sie ist die Partei, die bis 2021 mehr als eineinhalb Jahrzehnte durchgehend in Berlin mitregierte.

Keine gute Idee ist es dagegen, die Erbschafts- und Schenkungssteuer komplett abzuschaffen. Das fordern etwa die Freien Wähler. Wer in seinem Leben riesige Vermögen angehäuft hat, hat dies ja zu einem Teil auch unserem Land zu verdanken. Denn lange Zeit investierte Deutschland viel Geld in seine eigene Infrastruktur.

Wer zwei- oder dreistellige Millionensummen angehäuft hat, kann nach seinem Tod ruhig etwas an die Gesellschaft zurückgeben. Derzeit zahlen superreiche Erben jedoch dank cleverer Steuerberater allzu oft sogar überhaupt nichts an den Fiskus. Hier müssten Lücken geschlossen werden.

Für extrem große Vermögen sollte die Erbschaftssteuer erhöht werden

Schließlich muss die Bundesrepublik dringend in das marode Schienen- und Straßennetz und Zukunftstechnologien wie die Forschung von Energiespeichern investieren. Für extrem große Vermögen sollte die Erbschaftsteuer sogar noch etwas erhöht werden – Ausnahmen, etwa für Unternehmen, die Arbeitsplätze erhalten, sollten aber weiter möglich sein.

Klar muss aber sein: Der Mittelstand sollte nicht weiter über die Erbschaftssteuer geschröpft werden. Lebensleistung muss sich lohnen!

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