vbw fordert: Rente mit 63 abschaffen!

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft prescht in der Rentendebatte vor und will die Frage nach der Lebensarbeitszeit neu stellen. Für die Rentner selbst ändert sich ab Freitag einiges.
von  oz
Beschäftigte, die 45 Jahre Beiträge gezahlt haben, können mit 63 ohne Abschläge in Rente gehen.
Beschäftigte, die 45 Jahre Beiträge gezahlt haben, können mit 63 ohne Abschläge in Rente gehen. © dpa

München - Scharfe Kritik der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) an der Bundesregierung: vbw-Chef Bertram Brossardt geißelt die vor genau zwei Jahren eingeführte Rente mit 63 als teures „Fachkräfte-Reduzierungsprogramm“, das Beitragszahler nun ausbaden müssten. Sie koste jedes Jahr drei Milliarden Euro zusätzlich. „Dies geht zulasten der jüngeren Generation“, sagte Brossardt am Mittwoch.

Die Rente mit 63 sollte zurückgenommen, die Rente mit 67 konsequent umgesetzt und das Weiterarbeiten danach vereinfacht werden. „Dies beugt auch der Altersarmut vor“, sagte Brossardt. Nur eine gute Wirtschaftsentwicklung führe zu mehr Beschäftigung, höheren Löhnen, höherem Beitragsaufkommen und höheren Renten. „Wir brauchen daher wieder mehr Wirtschafts- und weniger Sozialpolitik“, sagte er an die Adresse der Regierung.

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Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten über 63 Jahre sei seit Juli 2014 gesunken, die Betriebe verlören erfahrene Mitarbeiter. Seit dem 1. Juli 2014 können Versicherte nach 45 Jahren Beitragszahlung schon ab 63 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen. Ab Jahrgang 1953 steigt diese Grenze schrittweise an. Für alle 1964 oder später Geborenen liegt sie bei 65 Jahren.

Am Freitag tritt in Deutschland die höchste Rentenerhöhung seit 23 Jahren in Kraft. Zum 1. Juli gibt’s in den alten Bundesländern 4,25 Prozent und in den neuen Bundesländern 5,95 Prozent mehr. Wer bislang also beispielsweise 1000 Euro Rente bekommen hat, erhält nun in den alten Bundesländern 42,50 Euro mehr, in den neuen 59,50 Euro. Wer im April 2004 oder später in Rente gegangen ist, bekommt sein Geld Ende Juli. Wer bis März 2004 Rentner geworden ist, sieht die Juli-Zahlung Ende Juni auf dem Konto.

Rente reicht oft nicht

48 Prozent der Rentner rechnen aber nicht damit, dass die Erhöhung für sie große finanzielle Auswirkungen haben wird. Das geht aus einer Umfrage hervor, die von „TransferWise“, einer online Plattform für Auslandsüberweisungen, in Auftrag gegeben und von YouGov durchgeführt worden. Die Erhebung ergibt zudem, dass 41 Prozent der Senioren mit ihren Bezügen gut oder sogar sehr gut auskommen. Über ein Drittel der Befragten hat jedoch zu wenig Geld für nicht alltägliche Ausgaben zur Verfügung.

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