"Vatileaks"-Affäre: Gläubige sollen hinter Kirche stehen
Eine Enthüllungsaffäre erschüttert den Vatikan. Vertrauliche Dokumente gelangen an die Öffentlichkeit. Jetzt sind die Gläubigen in Rom aufgefordert, sich hinter den Papst zu stellen und Geschlossenheit zu demonstrieren.
Rom - In der "Vatileaks" genannten Enthüllungsaffäre sollen die Katholiken Benedikt XVI. und der Kirche den Rücken stärken. Roms Kardinalvikar Agostino Vallini rief die Gläubigen auf, bei einer Messe des Papstes an diesem Donnerstag in der italienischen Hauptstadt öffentlich ihren Glauben und die Einheit der Kirche im Kreis um ihren Bischof (Benedikt) zu bezeugen. Der Heilige Stuhl sei in diesen Wochen das Ziel "schwerer und ungerechtfertigter Schlussfolgerungen, die die Menschen verunsichern", sagte Vallini am Dienstag zu Berichten über Intrigen und Machtkämpfe im Vatikan.
Zuvor hatte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone die Weitergabe vertraulicher Vatikan-Dokumente als "zweckdienliche Angriffe auf den Papst" bezeichnet. Solche Attacken habe es immer schon gegeben, sagte er am Montagabend in der Nachrichtensendung TG1. Diesmal seien sie aber "gezielter, manchmal auch grausam, zerfleischender und organisiert". Jedoch lasse sich Benedikt "gewiss nicht einschüchtern von derlei Angriffen", sagte Bertone, den man als Regierungschef oder die Nummer zwei im Vatikan bezeichnen könnte.
Erst am vergangenen Wochenende waren in der Enthüllungsaffäre weitere vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan publik geworden. Die römische Tageszeitung "La Repubblica" berichtete, ihr seien von einem anonymen Informanten drei weitere Schreiben zugespielt worden.
Vor knapp zwei Wochen war der Kammerdiener des Papstes festgenommen worden. Er soll Dokumente gestohlen haben. Am Dienstag sollte seine offizielle Vernehmung beginnen, berichteten Medien übereinstimmend. Jedoch hätten Ermittler bei ihm bereits Hinweise auf seine Gesprächspartner in der Affäre und auf Journalisten gefunden.
"Das Traurigste an diesem Geschehen und an diesen Taten ist die Verletzung der Privatsphäre des Heiligen Vaters und seiner engsten Mitarbeiter", sagte Bertone, der sich erstmals direkt zu "Vatileaks" äußerte. Doch alle, die derzeit um den Papst herum seien und mit ihm arbeiteten, würden von seiner "großen moralischen Kraft" unterstützt.