USA und Deutschland: Nichts wird gut
Höchste Zeit, sich von ein paar Illusionen zu verabschieden: Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über das Verhältnis zu den USA.
Der sympathische Außenminister packt seinen Charme aus, räumt „Belastungen“ ein und erinnert an die „gemeinsamen Ziele“. Die Charme-Offensive von John Kerry ist wohl das Nächste an einer Entschuldigung, was Deutschland von den USA für den Vertrauensbruch der Spitzelaffäre erwarten kann. Also alles wieder gut? Das wohl kaum – allein schon deshalb, weil niemals „alles gut“ war im Verhältnis zwischen USA und Germany.
Staaten können nicht befreundet sein – wir haben das nur lange nicht wahrhaben wollen. In der Politik geht es nicht um Vertrauen, Verlässlichkeit oder gar Zuneigung. Es geht um Interessen. Die sind ganz handfest, im besten Fall gemeinsam, oft zeitlich begrenzt, und manchmal sind sie gegenläufig – nicht erst seit der NSA-Affäre. Schon im Kalten Krieg war die Siegermacht im besten Fall der „wohlwollende Hegemon“, der gutmütige Herrscher: Nie waren die USA der allerbeste Freund, gegen den man sich ungestraft auflehnen durfte. Die Siegermacht war zwar Schutzmacht, aber auf alle Fälle waren wir vorgesehen als Kriegsschauplatz für den Fall einer atomaren Eskalation.
Diese Gefahr ist weitgehend gebannt, aber nach dem Kalten Krieg ist das Ungleichgewicht nicht kleiner. Jetzt sind die Verbündeten nicht mehr Schwächlinge, sondern Schwachpunkte. Und dabei ist egal, wer im Weißen Haus regiert. Die NSA-Affäre offenbart einige unangenehme Wahrheiten. Es wird Zeit, sich von ein paar Illusionen zu verabschieden.