US-Wahlkampf wird schmutziger

Rund drei Wochen vor der US-Präsidentenwahl kocht die Stimmung im US-Wahlkampf hoch. Der republikanische Spitzenkandidat John McCain verwahrte sich am Samstag (Ortszeit) entschieden gegen den Vorwurf der Hetze.
von  Abendzeitung
Der demokratische Bürgerrechtler John Lewis wirft McCain vor, er und Sarah Palin säten eine «Saat des Hasses und der Teilung».
Der demokratische Bürgerrechtler John Lewis wirft McCain vor, er und Sarah Palin säten eine «Saat des Hasses und der Teilung». © dpa

WASHINGTON - Rund drei Wochen vor der US-Präsidentenwahl kocht die Stimmung im US-Wahlkampf hoch. Der republikanische Spitzenkandidat John McCain verwahrte sich am Samstag (Ortszeit) entschieden gegen den Vorwurf der Hetze.

Der demokratische Bürgerrechtler John Lewis hatte McCain vorgeworfen, er und sein Vize Sarah Palin hätten mit ihrem Wahlkampfton eine «Saat des Hasses und der Teilung gesät» und damit potenziell zur Gewalt aufgehetzt. Lewis, ein Kongressabgeordneter, hatte Parallelen zum Klima der Gewalt gezogen, das in den 60er Jahren der damalige Gouverneur von Alabama, George Wallace, mit seinem Rassenhass geschaffen habe. McCain sagte, er sei «schockiert» über diese «völlig inakzeptablen Äußerungen». Auch der demokratische Spitzenkandidat Barack Obama ging dazu auf Distanz.

Der Bürgerrechtler hatte sich auf Äußerungen Palins bezogen, die Obama in die Nähe von Terroristen gerückt hatte. Außerdem war es bei republikanischen Wahlkampfveranstaltungen in der vergangenen Woche wiederholt zu Auswüchsen gekommen. Nach Meinungsumfragen, die McCain seit Tagen in einem Abwärtstrend zeigen, hatten offensichtlich frustrierte Anhänger Schimpfwörter gegen Obama wie «Verräter» und «Terrorist» sowie die Worte «Tötet ihn» gerufen. Mehrere Male schwangen McCain-Zuhörer auch wütend die Fäuste, wenn Obamas Name fiel.

Zwei republikanische Wahlkampfredner nannten den demokratischen Präsidentschaftskandidaten ausdrücklich beim vollen Namen Barack Hussein Obama - mit der Betonung auf dem mittleren Namen. Der frühere Gouverneur von Oklahoma, Frank Keating, bezeichnete den Demokraten als einen «Mann von der Straße».

McCain selbst hatte nach diesen Ausfällen seinen Ton gemildert. Nach Medienberichten rief er bei einem Wahlkampfauftritt am Freitag (Ortszeit) in Minnesota dazu auf, seinem Rivalen mit Respekt zu begegnen. Obama sei ein «anständiger Mensch». Einem werdenden Vater versicherte McCain, dass er sich nicht fürchten müsse, sollte der Demokrat bei der Wahl am 4. November siegen.

Einer Frau, die erklärte, dass Obama ein Araber sei und sie ihn deshalb nicht leiden könne, nahm McCain das Mikrofon aus der Hand und sagte: «Nein, nein, er ist ein anständiger Familienvater, ein Bürger, mit dem ich nur ernste Meinungsverschiedenheiten in wichtigen Fragen habe». Laut Medienberichten fuhr McCain unter Buhrufen seiner Anhänger fort: «Wir wollen kämpfen, und ich will kämpfen, aber wir werden respektvoll sein.»

Zugleich startete das McCain-Lager aber eine neue Serie von Fernsehspots mit wiederum scharfen Attacken. Darin wurde Obama erneut indirekt der Zusammenarbeit mit einem Terroristen beschuldigt. Der Vorwurf bezieht sich auf Obamas frühere Bekanntschaft mit William Ayers, dem Mitbegründer einer Organisation, die aus Protest gegen den Vietnamkrieg Anschläge auf US-Einrichtungen verübt hatte. (dpa)

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