US-Regierung versteigert Bitcoin-Schatz von Silk Road

New York - Drogenhandel, Geldwäsche, Computer-Hacking und Identitätsdiebstahl: Diese kriminellen Machenschaften sollen gut 144 000 Bitcoins eingebracht haben, die das FBI im Oktober 2013 bei der illegalen Online-Plattform Silk Road beschlagnahmte. Davon geht zumindest der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara aus. Er brachte bereits Mafia-Paten und Wall-Street-Größen in den Knast, nun ist der mutmaßliche Silk-Road-Betreiber Ross Ulbricht dran. Dessen Gerichtsverhandlung beginnt zwar erst im Januar, doch die US-Regierung versteigert schon die Bitcoins, die bei ihm sichergestellt wurden.
"Ulbricht hat einen Antrag gestellt, in dem er versichert, der Besitzer der Bitcoins zu sein, die auf seinem Computer gefunden wurden, und in dem er die Beschlagnahmung dieser Bitcoins anfechtet", hatte die Staatsanwaltschaft bereits im Januar mitgeteilt. Der - formal - offene Ausgang des Gerichtsverfahrens hält die Regierung aber nicht davon ab, in großem Stil Bitcoins aus dem Silk-Road-Fundus zu verkaufen.
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Bereits im Juli hatte die Justizbehörde US Marshals Service 30 000 der beschlagnahmten Bitcoins unter den Hammer gebracht und damit etwa 20 Millionen Dollar eingenommen. An diesem Donnerstag werden Gebote für weitere 50 000 Einheiten der als "Hackergeld" bekanntgewordenen Digitalwährung angenommen. Auch der Rest soll über kurz oder lang versteigert werden. Es geht um viel Geld: Zum aktuellen Handelspreis von 380 Dollar wäre Ulbrichts Bitcoin-Schatz fast 55 Millionen Dollar wert. Der Mann, der unter dem Pseudonym "Dread Pirate Roberts" agiert haben soll, hat den Auktionen allerdings zugestimmt.
Man habe sich Ende Januar mit Ulbricht geeinigt, dass "die Vereinigten Staaten in alleinigem Ermessen einige oder alle dieser Bitcoins verkaufen können", erklären die US Marshals. Warum erhebt das mutmaßliche Silk-Road-Mastermind erst Anspruch auf sein Digitalgeld, um dann dessen Versteigerung durch die Regierung zu vereinbaren? Eine Erklärung lieferte eine Sprecherin der Justizbehörde kürzlich dem US-Finanzmagazin "Forbes": Der Erlös wandere auf ein Treuhandkonto, solange der Prozess gegen Ulbricht andauere - sollte er freigesprochen werden, werde man ihm das Geld auszahlen.
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Das beiderseitige Interesse, die Bitcoins zu Geld zu machen, könnte am Wechselkurs liegen. Im Januar, als sich die Parteien auf den Verkauf durch die Regierung einigten, war ein Bitcoin noch mehr als 900 Dollar wert - eine gute Gelegenheit zum Ausstieg. Doch seitdem ging es steil abwärts. Entsprechend verhalten sind die Erwartungen an die zweite Versteigerung. "Die Teilnehmer dürften aggressiv auf Schnäppchen abzielen, Gebote über dem Marktpreis sind kaum zu erwarten", sagt Steven Englander, Chef der Citigroup-Devisenanalyse. Gutes Timing sieht dann wohl doch anders aus.