US-Elite-Soldat: "Bin Laden den Schädel gespalten"
Enthüllungen des Todesschützen von Osama Bin Laden: Durch das Nachtsichtgerät konnte Robert O'Neill den Al-Qaida-Chef identifizieren. "Die Kugel hat seinen Schädel gespalten"
Washington - Der mutmaßliche Todesschütze von Osama Bin Laden hat sich im TV selbst geoutet. Der ehemalige Elite-Soldat der Navy-Seals Robert O'Neill schildert in dramatischen Details, wie er den Spezialeinsatz im pakistanischen Abbottabad erlebt hatte. O'Neill habe Bin Laden im Schlafzimmer erwischt. "Da stand er also, bin Laden. Er hatte seine Hände auf den Schultern einer Frau, die er vor sich schob", sagte der Ex-Soldat der Washington Post. O'Neill hatte ein Nachtsichtgerät, konnte den Al-Qaida-Boss eindeutig erkennen. Seine Kugel habe ihm den Schädel gespalten, er habe die letzten Atemzüge des Terroristenführers miterlebt
Aber hat wirklich Robert O'Neill den Todesschuss abgegeben? Ein Streit ist entbrannt.
Drei Jahre nach dem Tod von Bin Laden ist ein Streit darüber ausgebrochen, wer den Todesschuss abgab. Denn es hätten damals auch zwei seiner Kameraden der Elitetruppe "Navy Seals" auf den Terrorchef geschossen, sagte O'Neill über die hochgefährliche Kommandoaktion im pakistanischen Abbottabad.
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Einer seiner Mitstreiter hatte die geheime Kommandoaktion bereits vor zwei Jahren unter dem Pseudonym Mark Owen in einem Buch ("No Easy Day" - Kein einfacher Tag") geschildert. Laut "New York Times" handelte es sich um Matt Bissonnette. In seinem Bestseller hatte der Autor einen dritten, nicht namentlich genannten Soldaten als Todesschützen genannt.
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Laut "New York Times" glauben Militärs und ehemalige Mitglieder der "Navy Seals", dass O'Neill den Terrorchef erst nach einem tödlichen Schuss einer seiner Mitstreiter traf, um sich damit zu vergewissern, dass Bin Laden wirklich tot sei. Das US-Militär hat sich zu dem Thema bislang nicht geäußert.
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"Ich dachte, ich würde es nicht überleben", sagte O'Neill über den hochgefährlichen Einsatz im pakistanischen Abbottabad. Die Aktion hätten die Elitesoldaten bei ihren Vorbereitungen unzählige Male geübt. Den Todesschuss nannte er einen antrainierten Reflex. Zudem unterstrich er, dass der Schuss ohne seine Mitstreiter, die zwei Frauen in dem Schlafgemach überwältigten, nicht zustande gekommen wäre.
In einem anonymisierten Bericht über O'Neill hatte das US-Magazin "Esquire" im Februar 2013 angegeben, Bin Ladens mutmaßlicher Todesschütze stehe nach eigenen Angaben vor dem finanziellen Ruin. Da der Scharfschütze Ende 2012 freiwillig aus dem Dienst geschieden sei und das vorgeschriebene Pensionsalter nicht erreicht habe, bekomme er keine Abfindung. Das Magazin hatte seinen Namen nicht publiziert. Er wurde nur als "der Schütze" bezeichnet.
O'Neills Identität in den vergangenen Monaten durchgesickert
Laut "Washington Post" war O'Neills Identität in den vergangenen Monaten durchgesickert. Zunächst hätten einige Militärs und Abgeordnete Bescheid gewusst, danach hätten auch einige Journalisten von davon erfahren. Nachdem er Interviews mit dem Sender Fox News und der "Washington Post" angekündigt hatte, gaben ehemalige Kameraden seinen Angaben zufolge seine Identität auf einer von ehemaligen "Seals" betriebenen Webseite preis. Damit wollten sie gegen seine Interviewpläne protestieren, da die Elitesoldaten zum Schweigen verpflichtet sind.
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O'Neill offenbarte sich nach eigenen Angaben im vergangenen Sommer spontan bei einer Rede vor Familienangehörigen der Opfer der Anschläge vom 11. September 2001. Knapp zehn Jahre nach den Anschlägen - im Mai 2011 - hatten US-Spezialkräfte Bin Laden in einem Versteck in Abbottabad in Pakistan getötet.
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