Urteil im AUB-Prozess: Harte Strafe für Schelsky

Weil er eine Gegengewerkschaft aufbaute, muss der Ex-AUB-Chef viereinhalb Jahre hinter Gitter. Ex-Siemens-Vorstand Feldmayer erhält dagegen Bewährung.
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Verurteilt: AUB-Gründer Wilhelm Schelsky (l.) und der frühere Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer.
dpa Verurteilt: AUB-Gründer Wilhelm Schelsky (l.) und der frühere Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer.

NÜRNBERG - Weil er eine Gegengewerkschaft aufbaute, muss der Ex-AUB-Chef viereinhalb Jahre hinter Gitter. Ex-Siemens-Vorstand Feldmayer erhält dagegen Bewährung.

Der Angeklagte hörte das Urteil mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen. Richter Richard Caspar wählte harte Worte, als er über die Machenschaften von Wilhelm Schelsky, Ex-Chef der Gewerkschaft AUB, und von Ex-Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer sprach: „Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die AUB-Zentrale in Nürnberg eine Abteilung von Siemens war.“

Das Urteil: Schelsky muss noch einmal knapp drei Jahre hinter Gittern bleiben. Insgesamt viereinhalb Jahre Haft wegen Betrug, Steuerhinterziehung und Beihilfe zur Untreue verhängte das Landgericht. Gut ein Drittel davon hat Schelsky bereits in Untersuchungshaft abgesessen.

Feldmayer kommt glimpflich davon: Er wurde zwar wegen Untreue und Steuerhinterziehung verurteilt, aber nur zu zweieinhalb Jahren auf Bewährung. Außerdem muss er 229000 Euro Geldstrafe zahlen – was ihm eingedenk seines neuen Jobs als Unternehmensberater sicher nicht schwerfallen dürfte.

Die Richter hielten Feldmayer zugute, dass er nur eine Zusammenarbeit mit Schelsky fortführte, die Siemens schon 1990 ins Leben gerufen hatte. 2001 vereinbarten Feldmayer und Schelsky dann, dass Schelsky die AUB bei Siemens als Gegenwicht zur IG Metall aufbauen sollte – als eine Gewerkschaft von Siemens’ Gnaden.

Feldmayer war in Sachen AUB bei Siemens kein Einzeltäter. Die oberste Siemens-Führungsebene sei in das Geschäft eingeweiht gewesen, hatte Schelsky vor Gericht ausgesagt. „Der Kreis derer, die über die Finanzierung Bescheid wussten, war erschreckend groß.“

Mit Finanzierung sind dabei die Millionenzahlungen gemeint, die Schelsky von Siemens für seine Dienste erhielt. Zwischen 1991 und 2006 kassierte der ehemalige Erlanger Siemens-Betriebsratschef rund 46 Millionen Euro. Statt es der AUB zukommen zu lassen, steckte er das Geld jedoch in Sportvereine, kaufte sich teure Möbel, renovierte seine Ferienvilla.

Siemens-Chef Peter Löscher entschuldigte sich bei der IG Metall und forderte die Manager seines Konzerns auf, die richtigen Lehren aus der Verurteilung Feldmayers zu ziehen: „Unrecht wird nicht geduldet“, schrieb er in einem Rundbrief an alle leitenden Siemens-Angestellten in Deutschland. Bayerns IG Metall-Chef Werner Neugebauer begrüßte das Urteil. Es sei nun „ein für alle Mal klar, dass solche Beeinflussungen von Betriebsratswahlen illegal und strafbar sind.“ Die Anwälte der Angeklagten sehen es anders: Sie kündigten Revision an.

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