Uribe bietet Farc-Rebellen Geiselaustausch an
Die kolumbianische Regierung macht der Guerrilla ein Angebot. Die Farc müsse aber den ersten Schritt tun und ihre Geiseln auf freien Fuß setzen. Anschließend wolle Bogotá inhaftierte Rebellen freilassen - unter einer Bedingung.
Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe ist bereit, inhaftierte Kämpfer gegen Geiseln der Rebellengruppe Farc auszutauschen. Uribe unterzeichnete in der Nacht zum Freitag ein entsprechendes Dekret. Darin hob er auch alle Beschränkungen auf, die eine Freilassung bei bestimmten Delikten und Strafhöhen ausschlossen.
Ausschlaggebend für den Sinneswandel des als Hardliner im Kampf gegen die Guerrilla bekannten Präsidenten ist der alarmierende Gesundheitszustand der 2002 entführten Ingrid Betancourt. »Wir können weder ein Risiko eingehen noch dürfen wir Zeit verschwenden. Deshalb hat der Präsident das Dekret unterschrieben«, sagte der Friedensbeauftragte Kolumbiens, Luis Carlos Restrepo.
Farc müssen ersten Schritt tun
Die frühere kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Betancourt war gemeinsam mit Begleitern verschleppt worden. Da Betancourt auch die französische Staatsbürgerschaft hat, setzt sich die Regierung in Paris ebenfalls für ihre Freilassung ein. Restrepo sagte, Ziel des humanitären Abkommens mit der Farc sei es, Betancourt und andere Geiseln freizubekommen. Die Farc-Rebellen müssten allerdings den ersten Schritt tun und Geiseln freilassen.
Einfach die Namen der freizulassenden Rebellen nennen
Danach werde die Justiz angewiesen, inhaftierten Rebellen die Strafen zu erlassen und sie zu entlassen. Es gibt keine Höchstzahl an Guerrilleros, die freigelassen werden könnten, wie Restrepo betonte. Die Farc müsse nach der Freilassung ihrer Geiseln der Regierung lediglich die Namen der freizulassenden Rebellen benennen. Einzige Voraussetzung für den Gang in die Freiheit ist laut dem Dekret, dass die Häftlinge versprechen, nach ihrem Gang in die Freiheit nicht wieder straffällig zu werden.
Hepatis B und Schwarzes Fieber
Der Gesundheitszustand Betancourts ist nach offiziellen Angaben sehr ernst. Die 46-Jährige sei an Hepatitis B sowie am sogenannten Schwarzen Fieber erkrankt, einem von Sandfliegen übertragenen und mit Hautgeschwüren einhergehenden Leiden. Einem Augenzeugenbericht zufolge sehe sie ähnlich aus wie Kinder in Somalia, sagte der kolumbianische Ombudsmann Vólmar Pérez. Sie sei im Februar mehrmals in Gesundheitsposten der Urwaldprovinz Guaviare behandelt worden, die von der Farc kontrolliert würde. Pérez sagte weiter, sein Büro versuche, Betancourt und andere Verschleppte mit Medikamenten zu versorgen.
Farc hat rund 740 Geiseln in ihrer Gewalt
Die Farc soll etwa 740 Menschen in ihrer Gewalt haben. Etwa 40 von ihnen - Militärs, Polizisten und Politiker - wollen sie gegen 500 inhaftierte Rebellen austauschen. Allerdings können sich die Regierung des konservativen Präsidenten Uribe und die Farc seit Jahren nicht auf die Bedingungen sowie Ort und Zeitpunkt der Übergabe einigen. Die Farc kämpft seit vier Jahrzehnten gegen die kolumbianische Staatsmacht. Die Organisation finanziert sich in erster Linie über Drogengeschäfte und Geiselnahmen. (nz/dpa/AP)
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