Unterstützt Kerkeling Bundespräsident Wulff?

Auf Facebook ergreift Hape Kerkeling in drastischen Worten Partei für Bundespräsident Christian Wulff. Angeblich. Die Echtheit des Beitrags ist umstritten.
Timo Lokoschat |
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Berlin/Grevenbroich - "Was hat dieser arme Präsident eigentlich verbrochen? Er hat sich Geld geliehen, nicht etwa geklaut, veruntreut oder unterschlagen. Nein, geliehen! Um sich ein Haus zu kaufen, keine Jacht oder einen Jet. Ein normales - nach meinem Geschmack - eher langweiliges Haus in Hannover!"

Das sind Sätze, wie man sie in den vergangenen Tagen in ähnlicher Form häufiger lesen konnte, wenn man wollte. Nicht in den Leitartikeln der großen Zeitungen freilich, aber in den vielen Facebook-Gruppen, die Bundespräsident Christian Wulff gegen die bekannten Vorwürfe in Schutz nehmen. Was an diesem Beitrag das Besondere sein könnte? Der Absender soll Deutschlands beliebtester Entertainer sein. Hape Kerkeling.

Der Text steht seit Donnerstagnachmittag auf der Pinnwand eines Facebook-Accounts, der angeblich Kerkeling gehört. Dort rechnet der Verfasser ab - mit Wulffs Kritikern, den Medien im Allgemeinen und der "Bild"-Zeitung im Besonderen.

"Der angebliche Skandal um unseren Präsidenten ist viel mehr ein Skandal unserer maroden und degenerierten Mediengesellschaft. Und dieser hochgejubelte und herbeigeredete Skandal kann unsere Demokratie nichts weniger als den Kopf kosten!", schlämmert Kerkeling - oder derjenige, der sich für ihn ausgibt.

Und weiter: "Mal ehrlich, nimmt irgendwer der BILD Zeitung ernsthaft ab sie sei an Wahrheit, Anstand und ehrlicher oder gar lupenreiner Aufklärung interessiert? Wulff oder BILD? Wie soll Deutschland in Zukunft aussehen? Ich bin eindeutig für Wulff!!!"

Als Erstes wurde das Online-Magazin blu.fm auf den Beitrag aufmerksam und veröffentlichte ihn, mit kritischen Kommentaren versehen, auf seiner Internetseite. Am Freitag kam die Online-Präsenz des Nachrichtensenders n-tv hinzu, schränkte jedoch ein, dass es sich nur "mutmaßlich" um Kerkeling handele.

Auf meedia.de, einem Medienportal, das für seriöse Recherche bekannt ist, weiß man es angeblich genauer: Beim Autor des Beitrags handele es sich "um Hape selbst". "Verlässliche Quellen aus seinem Umfeld" würden dies zumindest versichern.

Auch die Abendzeitung berichtete am Wochenende in ihrer Online-Ausgabe, stufte die Echtheit des Accounts allerdings als "eher zweifelhaft" ein.

"Wundervolle Worte" oder "gequirlte Kacke"?

Fest steht: Auf Facebook und in anderen Sozialen Netzwerken löste die vermeintliche oder tatsächliche Abrechnung Kerkelings eine Welle aus - meistens der Zustimmung. Zehntausende User verbreiteten den Beitrag, klickten auf "Gefällt mir" und lobten den Entertainer für seinen Mut. "Auf den Punkt getroffen, Hape!", heißt es da. "Du sprichst uns aus der Seele!" Oder: "Vielen Dank für diese wundervollen und treffenden Worte."

Nur vereinzelt gibt es kritische Stimmen, die das Posting für einen Fake halten. "Ich kann mir nicht ernsthaft vorstellen, dass diese, sorry, gequirlte Kacke, aus der Feder von Hape Kerkeling floss", formuliert eine Userin. Andere weisen auf die vielen Zeichensetzungs- und Grammatikfehler im Text hin.

Fraglich ist auch, ob ein normalerweise eher diplomatisch agierender und noch im Fernsehen aktiver Moderator wie Kerkeling frontal auf die "Bild"-Zeitung losgehen würde.

Hier geht's zum Facebook-Post, den Hape Kerkeling gemacht haben soll

Die privat betreuten Facebook-Fanseiten von Kerkeling beteuern dagegen die Echtheit des Beitrags. Das Management des Künstlers, das Berliner Medienbüro von Elke Krüger, hat sich noch nicht geäußert. Auf eine am Samstag gestellte Anfrage der Abendzeitung gibt es bislang keine Antwort.

Dass die Accounts von Berühmtheiten auf Seiten wie Facebook und Twitter nicht authentisch sind, kommt häufiger vor. Auch Kerkelings Kollege Dirk Bach wurde bereits Opfer eines solchen Fakes. Ein Unbekannter twitterte wochenlang recht belanglos ("Bin müde") unter dem Namen des Moderators und sammelte tausende Fans, bevor die Sache nach einer Recherche der AZ aufflog. 

Ein anderer User gab sich ein halbes Jahr lang als Harald Schmidt aus, führte selbst eingefleischte Anhänger an der Nase herum, ließ die "FAZ" und Schmidts damaligen Heimatsender ARD auf das gefälschte Profil reinfallen. Hinter dem nicht unwitzigen Projekt steckte der Internet-Showmaster Rob Vegas, der sich am Ende freiwillig zu erkennen gab. Sogar Schmidt selbst soll ihm nicht böse gewesen sein.

Was Hape Kerkeling zu seinem neuen politischen Engagement sagt? Ob er überhaupt davon weiß?

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